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Sense and Sensibility : Zwischen Kunst und Literatur

Die diesjährige Sommerausstellung des Salzburger Kunstvereins verhandelt in der Themenausstellung „Sense and Sensibility“ an Hand einiger künstlerischer Beispiele die Beziehungen von Bildender Kunst und Literatur. Jane Austen`s Roman stand bei der von Hemma Schmutz kuratierten Schau Pate, in der auch die Sinnlichkeit der Artefakte nicht zu kurz kommen sollte. Vielleicht sollte man zuerst einige Überlegungen zu möglichen Arten literarischer Beziehungen zur Bildenden Kunst anstellen. So geht es in dieser Ausstellung nicht um die Beziehung von Sprache und Kunst, wie es vielleicht bei der Visuellen Poesie der Fall war, sondern eher um Literatur als Inspirationsquelle. Dabei steht die postkolonialistische Literatur mit ihren Reisen, Eroberungen, territorialen Besetzungen und Entfremdungen im Zentrum. Insbesonders die Arbeiten von Ines Doujak und Michael Höpfner vereinigen diesen Anspruch in sich. Ob hingegen zuerst die künstlerische Arbeit und dann der dazu passende Titel da war, lässt sich im Einzelfall nicht immer schlüssig entziffern und ist vielleicht für die künstlerische Arbeit auch nicht immer von Relevanz. Eine erfrischende Position, die Buch und Wissen als Last charakterisiert, sind die fotografischen Arbeiten der jungen Tschechin Eva Kotakova. Unter dem Titel „House Arrest“ ist die Künstlerin eingerahmt von Bücherbergen zu sehen, die ihr keine Luft zum Atmen lassen, geschweige denn eine Bewegung erlauben. Kotakovas Körper unterliegt in den gezeigten Fotos einer „bildungsimmanten Deformation“ – so versinkt sie auf einem Foto in einem „See aus Wissen“ -, die persönliche negative Erfahrung von Bildung widerspiegeln. Auch die Fotostrecken von Michael Höpfner, die hier als Diareihen auf Bänken zu sehen sind, stellen den kulturellen Fortschritt hinsichtlich der Urbarmachung unzugänglicher Landschaften stark in Frage. Höpfner, dessen künstlerische Handschrift unter anderem aus dem Aneignen unberührter Territorien durch Reisen besteht, verwendet für diese Arbeit den Titel eines Buches von Joseph Conrad: „Outpost of Progress“, das 1897 erschien. Darin wird die skrupellose Gier zweier Belgier geschildert, die in einem Außenposten des Kolonialreiches im Kongo wüten und sich schließlich selbst töten. Injes Doujak geht über Höpfners Zivilisationskritik noch etwas hinaus und lädt Künstler ein, Straußeneier zu gestalten, die bestimmte Themen wie Women Traffic oder Transgender künstlerisch darstellen. Die Straußeneier hängen auf Schiffchen aus Plexiglas, die Doujak gestaltet hat und die sich auf Herman Melvilles Erzählung „Benito Cereno“ von 1855 beziehen, welche über einen Sklavenaufstand auf Schiffen berichtet und dabei Herrschaftsfragen stellt. Das Straußenei war in diesem Zusammenhang auch Symbol für Macht und Einfluss. Zuletzt sei noch auf eine „gemütliche“ Nische in der großen Halle des Kunstvereins hingewiesen. In einer Ecke ist die „Bibliothek der ungelesenen Bücher“ von Julius Deutschbauer zu Gast. Seit 1997 gibt es diese Ansammlung von ungelesenen Büchern, und seit 2000 ist Deutschbauer nomadisch unterwegs, um in Interviews immer wieder Kandidaten über ihr ungelesenes Buch zu befragen. Nach diesem Interview kommt das ungelesene Buch katalogisiert in die Bibliothek. Seit 1997 sind 700 Interviews entstanden, sie sind alle dokumentiert und nachhörbar. Einmal im Monat findet unter dem Titel „Lesen und Handarbeiten im Zirkel“ ein gemeinschaftliches Lesen sowie eine monatliche literarische Lesung statt. Im August ist Josef Winkler eingeladen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Sense and Sensibility
21.07 - 25.09.2011

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


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