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Kunst-Stück: Modello von Johann Michael Rottmayr

Leider ist der Barock zurzeit ein unpopuläres Sammelgebiet, oftmals zu Unrecht unterschätzt. Ein durchaus delikates Kabinettstück ist etwa das Modello von Johann Michael Rottmayr mit der Darstellung von Apollo und Phaeton. Vermutlich handelt es sich um jenes Werk, mit welchem Rottmayr 1707 um den Auftrag für ein Deckenfresko im Palais Liechtenstein geworben hat. Präzision in der Körperangabe, der kontrollierte Farbauftrag und die detaillierte Feinheit in der malerischen Durchführung sprechen für eine solche Bestimmung. Das Geschehen ist in einer ausgewogenen und dennoch spannungsreichen Komposition authentisch dargelegt, jedes Detail des Dargestellten ist Sinn gebend und zugleich funktionales Stilmittel. Die poetische Stimmung der illusionistischen Himmelsszene in klaren leuchtenden Farbtönen wird durch die Dynamik der bewegten Rösser belebt. Diese deuten auch den dramatischen Ausgang der mythologischen Erzählung, den Sturz des Phaeton aus dem Sonnenwagen seines Vaters Apollo, an. Das dunkle Inkarnat des Phaeton, das auch seinem menschlichen Dasein gegenüber der göttlichen Natur der übrigen Protagonisten entspricht, setzt einen Kontrast und wirkungsvollen Kontrapunkt im lichten Rund des sphärischen Himmelsausschnitts. Reizvoll und charakteristisch für Rottmayrs Malweise ist die virtuose Beherrschung des Rückenakts des Phaeton wie das brillant changierende Farbenspiel der theatralisch wehenden Draperie, welche die Protagonisten bedeutungsvoll umfängt wie etwa in der Funktion eines Nimbus hinter Apollo. Das Ölbild kann nicht nur wegen seines auffallend guten Erhaltungszustands als bemerkenswertes Gemälde des bedeutenden österreichischen Barockmeisters gelten: Dem schmucken Stück kann durchaus umfassende museale Qualität zuerkannt werden, der Preis von 34.000 Euro scheint dafür nicht hoch bemessen.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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