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Kunst-Stück: Josef Hoffmann - Truhe mit Malerei von Franz Zülow

Auch eine Kiste kann ein sehr reizvolles Möbel sein: Bei Bel Etage steht zur Zeit ein solches Exemplar, dessen Besonderheit auf der Zusammenarbeit von Josef Hoffmann und Franz von Zülow beruht. Die Form hat ihren Ursprung in einem Entwurf Hoffmanns für ein Kästchen in den 1910er Jahren. In der Ausführung als Truhe sind bisher nur drei Stück bekannt, einmal von Gertrude Balabene, ein andermal von Renate Tschurtschentaler bemalt. Die gegenwärtig ausgestellte Kiste ist ringsum mit Bildern zur Fauna der Erde geschmückt. In bunten Farben schildert Zülow eine paradiesische Eintracht: In heimischer Berglandschaft grasen Rinder und Schafe, ein andermal Pferde. Ein Hase springt übers Feld, Rehböcke und Hirsche posieren vor einem blau getönten Gebirgszug, Bär und Wildschwein treffen einander am Weiher im Wald. Vor Pyramiden badet ein Nilpferd neben einem Krokodil, betrachtet von einem Löwen. Im arktischen Eis tummeln sich Pinguine, Robben und Eisbär. Die Tiere sind in vereinfachter Anatomie, die verschiedenen Szenerien in simpler Komposition jeweils über eine ganze Seite der Kiste wieder gegeben. Die narrative Bildgestaltung und Unbekümmertheit der Formensprache ohne Bedachtnahme auf naturalistische Details oder Perspektive dokumentieren Zülows Affinität zur Volkskunst. In Anbetracht der Datierung 1945 und der zeitgenössischen historischen und kunsthistorischen Entwicklungen ließe sich eine Rückbesinnung auf ursprüngliche Werte konnotiert mit einer gewissen Sehnsucht nach friedvoller naturverbundener und geborgener Existenz interpretieren. Zülows farbenfrohe, geradezu naive Malerei steht zur klaren eleganten Silhouette von Hoffmanns Entwurf des Korpus in einem eigenartigen, anregenden Gegensatz, der dem Möbel eine aparte Attraktivität verleiht. Vor allem der bizarre Charme der Truhe rechtfertigt neben der Rarität und dem guten Erhaltungszustand den Preis von 60.000 Euro.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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