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Roman Fehr, Björn Kämmerer - Unstable Vacancy: Piktorale Variationen

Die Galerie Stadtpark zeigt in ihrer diesjährigen Winterausstellung unter dem Titel „Unstable Vacancy“ zwei künstlerische Positionen, die sich etwas abseits des herkömmlichen Kunstbetriebs entwickelt haben. Beide verhandeln wie so oft in Krems Leerstellen, Absenzen und sogenannte Nichtorte, die hier nicht nur wegen ihrer Poesie gezeigt werden. Es ist vor allem die künstlerisch-strukturelle Analyse des Bildlichen, die hier vorgeführt wird und so den Blick für eine medientheoretische Betrachtung frei macht. Der Vorarlberger Künstler Roman Fehr – Jahrgang 1974 – zeigt auf zwei Fotografien von verfremdeten Architekturen. Einmal sind zwei dunkle Einfahrten in ein großes Gebäude zu sehen, das aber nur als Ausschnitt sichtbar wird. Eine graue Fläche, die wie gemalt scheint, schiebt sich zwischen zwei Öffnungen. Sie spiegelt sich in einer großen Wasserlacke vor dem Eingang. Das zweite Foto zeigt ein Hochhaus, dessen silbrig schimmernde Kante ins Bild ragt. Längst nicht mehr eindeutig als Fotografie erkennbar, könnte es sich hier auch um Malerei handeln. Fehrs Arbeiten, die stark mit einem malerischen Effekt spielen, basieren auf Fotografien, die er digital verfremdet, in denen er Logos, Türen oder Neonleuchten wegretuschiert, um eine flächige, nivellierte Gesamtwirkung zu erzielen. Er schafft damit poetische Bildwelten, bei denen die künstlerisch gestaltende Hand im Hintergrund bleibt. Wie sehr er mit dieser Ästhetik den alten Meistern nahe kommt, zeigt seine Arbeit „o.T. (tunnel)“, deren Winterstimmung an Brueghels „Heimkehr der Jäger“ im KHM erinnert. Der deutsche Künstler Björn Kämmerer –Jahrgang 1977 – zeigt in Krems einen 27 Kader langen analogen 16 mm Film, den er digital bearbeitete. Wir sehen ein weibliches Gesicht, das nie richtigen Blickkontakt mit dem Betrachter aufnimmt, sondern, je nach Richtung des Scheinwerfers, sich 'mal nach links und 'mal nach rechts dreht. Die Protagonistin scheint förmlich vor der Ausleuchtung auf der Flucht zu sein, ihre Irritation überträgt sich auch auf den Betrachter. Zustande gekommen ist diese Sequenz durch das digitale Schneiden und neu Zusammensetzen der 27 Filmkader. Später wurden die digitalen Teile neu analog ausgeleuchtet und somit zu haptischen Filmmaterial gemacht. Dazwischen sind auch Leerstellen geschaltet, die Kämmerer am Filmstreifen silbern verklebt hat. Das stoffliche Erlebnis von Film ist für Kämmerer äußerst wichtig, denn in Krems lässt er die Sequenz über einen alten Eki-Apparat mit mehreren Loopspulen laufen. Auch bei Kämmerer geht es um die künstlerische Steuerung der Wahrnehmung, um ein Blickregime in der sonst so narrativen Strukur eines Filmes. Grosso modo eine sehenswerte Ausstellung, deren Arbeiten trotz theoretischem Hintergrund sehr sinnliche Momente schafft. So wie gute Kunst sein soll.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Roman Fehr, Björn Kämmerer - Unstable Vacancy
11.12.2010 - 19.02.2011

Galerie Stadtpark
3500 Krems, Wichnerstrasse
Tel: +43 2732 847 05, Fax: +43 2732 812 76
Email: office@galeriestadtpark.at
http://www.galeriestadtpark.at
Öffnungszeiten: Mi-Sa 11-19 Uhr
Weihnachtsferien 24.12.2010 - 06.01.2011


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