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Allemal museal

Im Zuge der 81. Kunstauktion stehen 84 Meistwerker im Angebot, darunter ein Schiele aus der Sammlung Ronald Lauders. Mit diesem prominenten Zugang wähnt sich das Kinsky-Team in der oberen Liga: Auch wenn das niemand offiziell bestätigen will, Egon Schieles Ölgemälde Prozession (1911) stammt aus der Sammlung Ronald Lauders. Mit einer solchen Provenienz kann man sich schon brüsten, selbst wenn sich die Zahl potenzieller Käufer in Grenzen hält, die zumindest 3,5 Millionen Euro zu zahlen bereit sind. Nicht nur aber auch, weil sich der Dollarkurs seit dem Kinsky-Aviso des zur Versteigerung gelangenden Meistwerks dramatisch verschlechtert hat: Am 2. Juli hätte man bei einem Zuschlag in der Höhe von 3,5 Millionen Euro 4,37 Millionen Dollar überweisen müssen, am 2. Oktober wären derer 4,77 Millionen Dollar fällig gewesen – aktuell (2. November) beläuft sich der Gegenwert auf stolze 4,86 Millionen. Davon würde tatsächlich nur der amerikanische Verkäufer profitieren. Nur eines unter vielen Meistwerkern Bereits im Februar 2007 hatte das Gemälde bei Christie’s in New York (taxiert auf umgerechnet 7-10 Mio. Euro) die erste Runde auf dem Auktionsparkett gedreht. Und blieb unverkauft, wie auch manch andere Pretiosen aus der Sammlung des Gründers der Neuen Galerie New York, die er Christie’s im Laufe der Jahre so überlassen musste, weil die einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Ankaufs der Goldenen Adele („Potrait Adele Bloch-Bauer, Gustav Klimt) im Sommer 2006 geleistet hatten. Eine veritable Wirtschaftskrise später entschied sich Lauder also für einen zweiten Anlauf, und für eine Platzierung abseits überlaufener Hot Spots des Kunstmarktes, wo das Werk nur eines von unzähligen Meisterwerken gewesen wäre. Auf der Freyung ist dem motivisch eher düsteren, weil das Werdend und Sterben thematisierende Bild ein entsprechendes Brimborium gewiss. Rekordumsatz im Visier Im Licht der Schiele-Aufmerksamkeit tummeln sich im Zuge der 81. Kunstauktion 83 weitere Positionen, deren Gemeinsamkeit die museale Güte sein soll. Freilich nach hiesigen Kriterien bemessen. Die Bandbreite der in den Sparten Alte Meister, Bilder des 19. Jahrhunderts, Antiquitäten, Zeitgenössische Kunst, Jugendstil und Klassische Moderne ausgerufenen Werke ist vergleichsweise groß, nicht nur motivisch und stilistisch. Die jeweiligen Rädelsführer – neben Egon Schiele – sind wohl bekannt: Maria Lassnig, Arnulf Rainer oder Hundertwasser (Zeitgenossen), Waldmüller, Rudolf von Alt oder Olga Wisinger-Florian (19. Jahrhundert) sowie Josef Hoffmann und Adolf Loos stellvertretend für den international gefragten Jugendstil. Der Schätzwert der 81. Auktion beziffert Otto Hans Ressler mit neun bis 17 Millionen Euro, womit ein realistisch möglicher Abendumsatz über der Halbjahresbilanz (Jänner bis Juli 2010: 13,24 Millionen Euro) liegen könnte. Zumindest Schieles „Prozession“ sollte, ja muss einen Käufer finden, das ist das Kinsky-Team nicht nur dem Verkäufer (und möglicher weiterer Einbringungen) und auch seinem Image schuldig. Knapp zwölf Jahre hielt man den Rekord für den höchsten Auktionszuschlag in Österreich, ebenfalls mit einem Ölbild von Schiele: Dem Mädchen (1917), das sich Rudolf Leopold 1998 für 3,56 Millionen Euro in seine Sammlung sicherte. Erst im April diesen Jahres holte sich das Dorotheum (Frans Francken, Mensch zwischen Tugend und Laster, 7 Mio. Euro) diesen Titel.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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