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Wirklichkeitsnähe als Tugend

Parallel zur Frieze finden in London nicht weniger als acht mit zeitgenössischer Kunst bestückte Auktionen statt. 60.000 verzeichnete Besucher, so die von den Frieze-Machern seit Jahren kolportierte Zahl. Das ist eine stattliche Menge, schon weil der wesentlicher Anteil nicht lokaler Provenienz zugeordnet werden kann, sondern ein teils Weitgereistes ist. Will heißen, als Trendformat bietet diese Messe ausreichend Attraktion, um auch Sammler vom asiatischen und amerikanischen Kontinent zu ködern. Erkennbar ist das an den Reizmitteln, die zeitgleich zur aktuellen Auflage der Frieze (10. bis 14. Oktober 2010) – in der bislang stärksten Formation, mit 173 Teilnehmern aus 29 Ländern – von Christie’s, Sotheby’s und Phillips de Pury in den Markt gespeist werden. Allein, die Schätzwerte der abendlichen Prestigesales waren auch schon mal höher, aber einerlei, in wirtschaftlich angespannten Zeiten zählt es zu den Tugenden, die Taxen in einem wirklichkeitsnahen Bereich anzusetzen. Zwischen 15,95 und 22,71 Millionen Pfund will Christie’s am 14. Oktober mit 51 Positionen realisieren. Zu den Highlights gehören drei Arbeiten, die zuvor in der gefeierten Ausstellung zur neuen Generation amerikanischer Zeitgenossen in London und St. Petersburg zu sehen war (2006 bis 2008), etwa Mark Bradfords „The People Pay and The People that Play“ (200.000-300.000 Pfund). Als mit Abstand hochkarätigste Position geht ein an gotische Kathedralenluken erinnernde Schmetterlings-Epos Damien Hirsts an den Start: „I am Become Death, Schatterer of Worlds“ soll zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Pfund bringen. Und das wird es, denn die Hirst-Aktie befindet sich seit 2008 im freien Fall und kann durchaus einen Stützungskauf durch Jay Jopling oder Gagosian vertragen. Sollte sich eben zufällig nicht doch ein Sammler dafür interessieren. Hingegen dürfte Andreas Gursky an diesem Tag nicht schwer an den Mann zu bringen sein: Das Stimmungsbild eines Handelstags an der New Yorker Börse (100.000-150.000 Pfund) stammt aus der Sammlung der US-Investmentbank Lehman Brothers und wird nun im Auftrag der Insolvenzverwalter versteigert. Nur, anderntags steht bei der Abendformation von Sotheby’s (15. Oktober) Gurskys 2007 im Anschluss an einen Korea-Trip des Künstlers geschaffenes Cibachrome-Großformat (aus einer Serie von fünf und einer Edition von sieben) im Angebot (500.000 und 700.000 Pfund). Die 40 artifziellen Kandidaten sollen zum Gegenwert von insgesamt etwa zehn Millionen Pfund den Besitzer wechseln. Neben Etabliertem der Marke Warhol, Calder und Banksy vergoldet an diesem Abend auch das ehemalige Modell Jerry Hall ihre im Laufe der Jahre angehäuften Artefakte (Umsatzerwartung 1,5 Mio Pfund): Darunter auch eine Aktversion der Hochschwangeren von Lucian Freud („Eight Month Gone“, 300.000-400.000 Euro). Den Gout arabischer Klientel bedient Sotheby’s mit gebotener zeitlicher Distanz. Am 20. Oktober steht dann hier die bislang stärkste Offerte moderner und zeitgenössischer Kunst aus dem arabischen Raum und dem Iran auf dem Programm: Unter den 83 Positionen, die zum Mindestgegenwert von 2,5 Millionen Pfund den Besitzer wechseln sollen auch renommierte und international mittlerweile anerkannte Stars wie Farhad Moshiri und Youssef Nabil.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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