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Das Buchgesuch

Im vergangenen Jahr, da hatte ich ein Buchprojekt. Vielmehr, es war sogar eine Buchprojektreihe. Es sollte eine Folge von kleinen, aber veritablen Künstlermonografien werden, die durchaus opulente Dokumentation der Zusammenarbeit einer namhaften Institution mit ebensolchen Künstlern. Ich zeichnete für den Text zum anvisierten Band eins verantwortlich und dachte mir, ausgestattet mit einer gewissen Bekanntheit und der tatsächlich vorhandenen Bereitschaft der Institution, das Ganze auch zu finanzieren, einen kleinen, aber veritablen Verlag aus der Kunstbuch-Kuratel als Partner. Ich ließ mir dort also einen Termin geben, sprach vor und stieß, wie es schien, auf Interesse. Man nahm mir meine Mail-Adresse ab und entließ mich mit der Aussicht auf eine Kalkulation, Konzeption, Kollaboration. In dieser Aussicht schwelge ich heute, fünfzehn Monate später, immer noch. Das einzige, das kam, dafür reichlich, waren E-Mails mit der Verlagswerbung. In diesem Jahr, da hatte ich ein Buchprojekt. Wieder war es finanziell durchaus abgepolstert, wieder sollte es so etwas wie eine Pilotveranstaltung sein. Weil es sich um eine Art Reiseführer handeln würde, strebte ich diesmal die Zusammenarbeit mit einem kleinen, aber veritablen Verlag in der einschlägigen Baedeker-Branche an. Ich ließ mir einen Termin geben, sprach vor und stieß, wie es schien, auf Interesse. Zweimal rief ich anschließend an, man beschied mich jeweils mit der Information, es sei noch keine Entscheidung gefallen, und man stellte mir in Aussicht, dass man sich bei mir melden würde. In dieser Aussicht schwelge ich, vier Monate später, immer noch. Diesmal kam allerdings überhaupt nichts, nicht einmal eine Werbung per E-Mail. Nun frage ich mich, was ich alles falsch gemacht habe. Ließ ich zuwenig Geldscheine aus der Brusttasche hängen? Sind meine Buchprojekte schlicht und ergreifend erbärmlich? Wirke ich so völlig unseriös? Hätte ich einen Onkel mitbringen sollen, der die En-Gros-Abnahme für seine Klientel in Süditalien garantiert? Oder läuft irgendetwas, für das ich womöglich nichts kann, falsch? Arbeitet man in manchen Häusern einfach unprofessionell? Ist man bequem geworden angesichts der Verlagsbeihilfen, geförderten Forschungsvorhaben und sonstiger Alimentierungen? Hat man am Ende längst abgeschlossen mit der Idee eines funktionierenden Buchmarktes in Österreich? Liegt es an mir, oder liegt es am Betrieb? Ich weiss es wirklich nicht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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