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Dorotheum startet Asset-Stripping

"Gemeinnützig macht niemand etwas", dieses Statement von Martin Ohneberg, zuständiger Geschäftsführer im Dorotheum, begleitet die wohl größte Transaktion in der Geschichte des traditionsreichen, erst im vergangenen Jahr privatisierten Auktionshauses: Acht Immobilien, darunter das Palais Dorotheum als Hauptsitz und der erst vor kurzem aufwändig renovierte Standorte wie Salzburg, wurden soeben an Österreichs größte Immobiliengesellschaft veräußert. Die börsenotierte Immofinanz beziffert den Kaufpreis mit 42,12 Millionen Euro und lobt "erstklassige Lage" und das damit verbundene Wertsteigerungspotenzial der Gebäude.

Davon haben sich die jungen Eigentümer des Dorotheums nun verabschiedet und geben einer "Lease-back"-Variante den Vorzug. Grund ist die Refinanzierung des teilweise kreditieren Kaufpreises. Von jenen 700 Millionen Schilling sind noch knapp 120 Millionen zur endgültigen Tilgung offen, die aber sehr schnell mit dem Verkauf der verbleibenden Immobilien abgedeckt würden: das Quartier in Prag sowie die Wiener Standorte Wallensteinplatz, Landstraße und die Dorotheergasse 11 - für das Palais Eskeles, derzeit an das jüdische Museum vermietet, hat allerdings die Stadt Wien das Vorkaufsrecht. Aber auch hier bekundet die Immofinanz bereits Interesse, will man doch dort mit der nunmehrigen Übernahme des Dorotheum-Portefeuilles als Teil eines umfangreichen Investitionsprogrammes, den wertmäßigen Immobilienbestand von derzeit einer Milliarde Euro innerhalb von zwei Jahren auf 1, 6 Mrd. steigern. Mit Immoeast verfügt die Immobiliengesellschaft zusätzlich über eine Tochtergesellschaft in Osteuropa und damit in Prager Nähe. Der von der Geschäftsführung als "finanztechnische Auslagerung" bezeichnete Verkauf betrifft mit Salzburg, Kärnten, Graz, St. Pölten und Linz vor allem die Niederlassungen in den Bundesländern. "Dort liegen Lagerräume und ungenützte Flächen brach", erläutert Ohneberg. Im Palais ist das Auktionshaus nunmehr zur Miete, die "trotz bester Innenstadtlage wirtschaftlicher günstiger" sei, wie er versichert. Den Segen der ÖIAG, als ehemaligem Eigentümer des Dorotheums, hat man. Diese hatte in den Privatisierungsverträgen lediglich die Bedingung gestellt, dass das Auktionshaus an selbiger Adresse bleiben müsse - ob zur Miete oder als Eigentümer des Palais jedoch nicht.

Insider quittieren den Immobilienverkauf mit einem Schmunzeln. Hat das von Anbeginn befürchtete Asset-Stripping, wie die finanzielle Aushöhlung von Unternehmen im Fachjargon bezeichnet wird, begonnen? Ist der Verkauf der acht Gebäude erst der Auftakt? Von alldem will die Geschäftsführung freilich nichts wissen und führt eine quasi investitionsfreie Entwicklung der Immobilien als Hauptinteresse an, das den Ausbau und die Stärkung von Standorten wie dem Palais ermöglicht, ohne die Bilanzen des Dorotheums zu belasten. Dass die Mitarbeiter des Dorotheums erst über die Medien davon erfuhren, sei - so ist Ohneberg bemüht festzustellen - der etwas unglücklich gestalteten Pressearbeit der Immofinanz zu verdanken. "Am laufenden Geschäftsbetrieb" ändert sich ohnedies nichts. Einzig in den Bundesländer-Standorten wird man räumlich vielleicht etwas zusammenrücken müssen.

Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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