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Goldenes Zeitalter - Holländische Gruppenporträts aus dem Amsterdams Historisch Museum: Amsterdams Goldenes Zeitalter in Helldunkel

Bauarbeiten in Museen bringen unverhofft Chancen. Statt ins Depot oder in die Restaurierwerkstätten kamen elf Gruppenporträts aus dem Zeitraum 1596 bis 1673 des Amsterdams Historisch Museum zu Gast ins Kunsthistorische Museum nach Wien. Bevor die Bilder der Maler Frans Badens, Adriaen Backer, des Rembrandtschülers Ferdinand Bol, Gerbrand van den Eeckhout, Govaert Flinck, Bartholomäus van der Helst, Nicolaes Eliasz Pickenoy und Dirck van Santvoort wieder zurück in den Norden in die „Schuttersgalerij“ wandern, machen sie noch in München Station. Der erste Eindruck beim Betreten des Saals ist überwältigend. Zunächst fühlt man sich von über 100 Augenpaaren gemustert. Die wunderbar lebendig gestalteten Gesichter setzen sich von der meist dunklen Kleidung mit weißen Krägen strahlend hell ab. An zwei Seiten hängen vier riesige Schützenstücke. Die dargestellten Männer bilden mit ihren Körpern zum Betrachter hin eine Front, die durch unterschiedliche Körperhaltungen ein wenig lockerer wirken soll. Konterkariert werden sie von Regenten- und Gildenbildern an den anderen beiden Wänden. Zentrales Stück ist jeweils ein Tisch um den sich bedeutend weniger Herrschaften – diesmal auch Frauen - gruppieren. Die Tische werden von Tischteppichen verhüllt, einige orientalischen Ursprungs und damit Hinweis auf die finanzielle Potenz dieser Bürger. Auf einem Tisch statt des Teppichs ein menschlicher Körper, fast nackt. „Die Anatomie des Dr. Frederik Ruysch“ von Adriaen Backer. Doch die Herren dahinter – Mitglieder einer Chirurgenvereinigung - betrachten nicht wirklich ihr Forschungsobjekt. Ihr Blick geht ins Leere. Der sezierte Leichnam wirkt anmutig und sehr lebendig. Die Repräsentation liegt eindeutig im Vordergrund. Die Bilder waren zum Zweck geschaffen worden, um das neue Selbstbewusstsein der zu Reichtum und zur Bekleidung öffentlicher Ämter gekommenen Bürger ins rechte Licht zu rücken. Einer der hier vertretenen Maler, Ferdinand Bol, war selbst Regent eines Armenhauses. Heute ist es leider aus der Mode gekommen in Proportion mit dem sozialen Aufstieg auch wohltätige Ämter in der Gesellschaft zu übernehmen. Es wird auch nicht der Ehrgeiz entwickelt dies selbstbewusst zu manifestieren („Tue Gutes und rede darüber“) oder sich vielleicht sogar von einem Künstler porträtieren zu lassen. Mit einer zweiteiligen Fotoarbeit von Irene Andessner „Art Protectors“ wird der (noch zaghafte) Versuch unternommen einen Bogen zur Gegenwart(skunst) zu spannen.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Goldenes Zeitalter - Holländische Gruppenporträts aus dem Amsterdams Historisch Museum
09.09 - 21.11.2010

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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