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Schon wieder Picasso

Armer Picasso. Schon wieder steht er im Mittelpunkt weltweiter Aufmerksamkeit. Gerade erst hart er einen Weltrekord an Verkaufspreis über sich ergehen lassen müssen, und jetzt wird er auch noch geklaut. Dreist, wie man sagt, und das dazu im Verein mit vier Kollegen, als wäre er auch nur einer aus einer Handvoll. Da passt es ins Bild, wenn wir auf Youtube sehen müssen, wie sich im New Yorker Moma ein Sprayer an Picasso ergeht, ein Tagger, ein Grafitti-Mensch, ein Reviermarkierer, der es in der allgemeinen Hochmeinendheit von heute zum Titel „Street Artist“ gebracht hat. Am 7. April ist es gewesen, mit seiner Dose war er unterwegs, er lief zielstrebig zum Werk und hinterließ binnen Sekunden seinen Schriftzug auf Lein- und anliegender Wand, unübersehbar, ein visueller Schwall, wie er nur entstehen kann, wenn ein Großlebewesen das Bein hebt. Natürlich ist nichts passiert. Katsu, der Sprayer, hat keinen Akt des Vandalismus begangen, aber er hat eindrucksvoll so getan. Nicht nur spricht aus der Gelassenheit der Besucher, die von der aggressiven Wohlerzogenheit des Aufpassers mit seinem „Excuse me, Sir“ nicht aus der Fasson gebracht wird, die Folgenlosigkeit das Ganzen. Sieht man genauer hin, gewahrt man einen schwarzen Balken, der sich über die Oberfläche des Tapes exakt an der Stelle zieht, die gerade mit schwarzem Strich markiert wird. Katsu hat vor Ort allein die Geste vollführt, sein Tag ist in der Nachbearbeitung darübergelegt worden. Gut, das heißt aufregend aus sieht es dennoch. Katsu ist wohl im Umfeld des Hypes um die, ebenfalls in New York stattfindende, Christie’s-Auktion auf den Picasso im Moma aufmerksam geworden. Was er ins Visier genommen hat, ist wie das zur Versteigerung stehende Werk ein Porträt von Marie-Thérèse Walter, es stammt seinerseits von 1932, und es konnte damit ein perfektes Demonstrationsobjekt abgeben, wie man per Wimpernschlag 100 Millionen um die Ecke bringt - nebenan, an Wall Street, machen sie es ja täglich vor. Katsu ist von der Auktion inspiriert worden. Und so wurden es womöglich auch die Diebe im Palais de Tokyo. Das Los der Prominenz.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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