Margareta Sandhofer,
Kunst-Stück: Otto Wagner, Schreibtisch aus der PSK
Möbel von Otto Wagner in originalem Zustand sind inzwischen nicht leicht zu finden. In der heutigen Aufmerksamkeit steht der Architekt und Designer zu Unrecht im Schatten von zeitgenössischen Größen wie Josef Hoffmann oder Adolf Loos. Mit dem Entwurf für die Wiener Stadtbahn oder der umfassenden Neugestaltung der Postsparkasse (1904-06) hat Otto Wagner auf markante Weise den Geist der Moderne in die Wiener Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts gebracht und in Hinsicht auf städtebauliche Aspekte wie auf Industriedesign kunsthistorische Marksteine manifestiert.
Aus beiderlei Wirkungssphären bietet nun Patrick Kovacs Versatzstücke, bzw. Einrichtungsgegenstände zum Kauf an. Das besonders schlichte Modell des Schreibtisches aus dem Buchungsbüro der PSK ist dem damals innovativen Großraumbüro entsprechend auf reine Funktionalität konzentriert, jede Erinnerung an Komfort ist konsequent vermieden. Der engen Aufstellung der Tische entsprechend ist nur die unterste Front der vorderen Tischbeine mit schützendem Aluminium ummantelt. Aluminium wie das Linoleum der Arbeitsfläche sind als neue Materialien zum Einsatz gebracht. Wagners Anspruch, ein zweckmäßiges Möbel mit zeitgerechtem Design zu entwerfen, ist formal in bestechendem Purismus gelöst. Tisch wie Sessel können als historische Exempel der einbrechenden Moderne gelten. Schön wäre es, wenn solche Stücke, wie bei Kovacs, nicht nur im Ausland auf Interesse stoßen würden.
Der Schreibtisch (Nr.8159, um 1905) aus dem Buchungsraum Postsparkasse wird um 22.000 Euro angeboten, der zugehörige Stuhl um 2.500 Euro.
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