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James Cook - Und die Entdeckung der Südsee: Kein Kontinent - dafür Aufklärung

Nach „Sitting Bull“ bringt das Museum für Völkerkunde eine weitere Kooperation mit anderen Museen. Diesmal ist es die Achse Bonn-Wien-Bern, die in „James Cook und die Entdeckung der Südsee“ die drei Weltumsegelungen (1768-1779) unter der Leitung des gelernten Vermessungsingenieurs, Seemanns und Kartographen James Cook (1728-1779), seine Meriten bzw. die seiner Begleiter fokussiert. Und die sind beachtlich. Dem drohenden Skorbut begegnete Cook mit peinlicher Hygiene, Sauerkraut und frischem Obst und Gemüse bei Landaufenthalten. Damit erhielt er die Mannschaft gesund und bei Kräften. Heute weiß man, dass die Aufklärung ohne die neu gewonnenen Erkenntnisse vermutlich anders verlaufen wäre. Das westliche Weltbild wurde durch sie revolutioniert. Als Symbol für diese veränderte Sicht dienen zwei Globen zu Anfang und Ende der Ausstellung. Sie unterscheiden sich erheblich voneinander. Vor allem fehlt auf einem der Südkontinent. Die erste Reise hatte neben dem offiziellen Auftrag die Passage des Planeten Venus von Tahiti aus zu beobachten, einen Geheimauftrag: das Auffinden des vermuteten Südkontinents. Die „Entdeckung“ der Nichtexistenz der Terra australis incognita war sensationell. Die Aufbereitung der „Kuriositäten“, das materielle Vermächtnis der Reisen, nebst Auswertung und Publizierung, beanspruchte nicht weniger als zwei Jahrhunderte(!) Der mit Preisen bedachte Katalog bringt in seinen Kapiteln dazu Näheres und empfiehlt sich zur Vor- oder Nachlese. Mit der Ausstellung soll ein Schatz des Völkerkundemuseums ins Zentrum gerückt werden, der von der Öffentlichkeit bisher wenig beachtet wurde. Immerhin verfügt man hier dank des Interesses Kaiser Franz I über die zweitgrößte Cook-Sammlung der Welt. Er ließ bei einer Auktion in England im Jahr 1806 im großen Stil einkaufen. Mit den Ethnographika wurde der Grundstein für die Ethnographie als Wissenschaftsdisziplin und für die Sammlungen des Völkerkundemuseums gelegt – damals „k. k. Ethnographische Sammlung“ im kaiserlichen Hofnaturalienkabinett ¬, die Naturalien hingegen wurden ins heutige Naturhistorische Museum integriert. Nur ein Teil „unserer“ Bestände floss in die über 500 Objekte umfassende Sonderschau ein. Weltumsegelungen als interdisziplinäre und internationale Forschungsreisen Zur englischen Crew gehörten nicht nur gestandene „Seebären“, sondern auch internationale Wissenschaftler, die die gute „Vernetzung“ der Gelehrten zur Zeit der Aufklärung beweisen und auch, dass damals an wissenschaftlichen Fragestellungen übernational gearbeitet wurde. Der Erfolg spricht letztendlich für sich. Botaniker in der Nachfolge Linnés gehörten dazu, Astronomen und auch Künstler, die durch die bildliche Vermittlungstätigkeit der Maler und Zeichner unser Bild von der Südsee nachhaltig geprägt haben. Der “locus amoenus“ par excellence - das Bild des Südseeinsulaners, der glücklich und frei auf einer Insel lebt, ward geboren. Vom naturkundlichen Zeichner der 1. Reise, Sydney Parkinson, sind 955 botanische und 337 zoologische Zeichnungen, von den landschaftlichen und figürlichen Motiven noch 140 vorhanden. Der Landschaftsmaler William Hodges schuf eine Unterart des Historienbildes, das „Landungsbild“, eine Art positive Bildberichterstattung, ein Propagandamittel. Die Küstenprofile sollten für Seefahrer erkenn- und lesbar sein. Das Geschehen darauf wurde mit Rückgriffen auf klassische antike Bildzitate idealisierend erzählt (der schöne, vornehme „Wilde“). Der Stil weist auf die Romantik voraus. Von den 40 Gemälden entstanden die meisten im Londoner Atelier, die 40 Landschafts- und Bootszeichnungen sowie die 50 Porträt- und Figurenzeichnungen während der 2. Reise. Auf der 3. Umsegelung kam der Schweizer John Webber mit. Von ihm kennen wir 330 Zeichnungen und 20 Ölgemälde. Die Berner haben ihm ihre Sammlung zu verdanken.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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James Cook - Und die Entdeckung der Südsee
12.05 - 13.09.2010

Weltmuseum Wien
1010 Wien, Neue Burg
Tel: +43 1 534 30 – 5052
Email: info@weltmuseumwien.at
http://www.weltmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10-18 Uhr


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