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Spaghetti Tree Hoax

Einen Gutteil ihrer Lehrjahre verbrachten die Beatles in Hamburg. Typisch britisch daran ist, dass sich John Lennon vor dem ersten Engagement im Jahr 1960 erst einen Pass besorgen musste. Er war nie herausgekommen aus seiner Merseyside, wie die Briten insgesamt sich wohlig eingerichtet hatten auf ihrem Eiland. Man war zufrieden mit der Insularität und dem Angenehmen des barometrischen und auch psychologischen Klimas, das es weit jenseits des Kontinents gab. Im Folgenden nun, aus gegebenem Anlass, der vielleicht schönste Aprilscherz der Kulturgeschichte, dargeboten 1957, der diese Mentalität aufs Korn nimmt. Der Beitrag stammt aus „Panorama“, dem Polit-Magazin der BBC, das in Titel und Gestaltung zum Vorbild für eine Vielzahl von Sendungen in ganz Europa werden sollte. Richard Dimbleby heißt der Moderator, auch er eine britische Berühmtheit, und man muss sich die todernste Miene dazudenken, die Seriosität und Soigniertheit, mit der der Frontman des Senders, der dem Jahrhundert das Prinzip Öffentlich-Rechtlich geschenkt hat, nun die Welt erklärt. Das direkte Anzeigen des Videos ist leider nicht möglich. Bitte klicken Sie auf das Bild um das Video anzusehen. Gezeigt wird also zweieinhalb Minuten lang ein Beitrag aus dem schweizerischen Tessin, wo die Nudelernte beobachtet wurde. Die frischen Spaghetti, so der Bericht, werden jeden Morgen von den Bäumen, auf denen sie genauso wachsen wie im dafür weitaus anerkannteren Italien, gepflückt. Am allerbesten schmecken sie, wenn man sie gleich von den Zweigen in den Mund schiebt. Doch auch frisch auf den Teller sind sie ein Gedicht. Dem „Spaghetti Tree Hoax“ sind nicht wenige Zuschauer damals auf den Leim gegangen. Auf die Frage, ob man derlei auch bei sich zuhause - schließlich sind die Engländer die Meister des Gardening – anlegen könne, antwortete die BBC, wie man es von ihr nur erwarten durfte: Man stecke eine einzelne Nudel in eine Dose mit Tomatensoße und hoffe das Beste.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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