Werbung
,

Translation is a mode - Übersetzung ist eine Form: Übersetzung als Motiv

Der Kunstraum Niederoesterreich zeigt derzeit Arbeiten von fünfzehn KünstlerInnen und Künstlerkollektiven, die sich mit dem Thema Übersetzung beschäftigen. Dabei versuchen die künstlerischen Arbeiten den springenden Punkt festzuhalten, an dem eine gestaltete Form sich in eine andere verwandelt und auch der Interpretation Tür und Tor geöffnet wird. Birgit Rinagl und Franz Thalmair, die beiden Kuratoren und Mitglieder von CONT3XT.NET, gingen bei ihrer Ausstellungsgestaltung von einem Aufsatz Walter Benjamins aus den 20er Jahren, „Die Aufgabe des Übersetzers“, aus. Kunst aus dem virtuellen Raum in einen Ausstellungsraum zu „übersetzen“ war einer ihrer Ansprüche. Originell gelungen ist das den Amerikanern Alyor Braun und Arend de Gruyter-Helfer mit ihrem Werk „TextEdit“, wo fünf gewebte Stoffteile in Grau-Schwarz-Tönen einen Dialog der beiden Künstler in der Software TextEdit von Apple wiedergeben. Wie auf einem digitalisierten Webstuhl wurden ihre Äußerungen mit Stoff und Nadel ineinander verwoben, Text wird somit zum Gewebe. Nicht synthetisch, sondern analytisch nähert sich der österreichische Künstler Gerhard Dirnmoser der Fragestellung von Übersetzungen. Er recherchierte zum weiten Begriff „Ausstellung“ und schuf ein riesiges Diagramm, das bis in kleinste Verästelungen Beschlagwortungen wie etwa „Ausstellung aus materieller Sicht“ oder „Ausstellung als Erzählung“ wiedergibt. Biografisch und selbstvergewissernd hingegen ist die Arbeit des österreichischen Bildhauers Arnold Reinthaler. Auf einer Endlosschleife finden sich in Schreibmaschinenschrift Kategorien von Lebensabschnitten des Jahres 2005, die Tätigkeiten wie „Schlafen, Essen, Kunstproduktion oder Kommunikation“ umfassen. Diesen Kategorien sind Striche zugeordnet, die Stunden symbolisieren - ein Strich pro Stunde. Diese Transformation von gelebtem Leben in eine fast quälende Niederschrift rückt Reinthaler in die gute Gesellschaft von künstlerischen Arbeiten der Sechziger Jahre oder Fotografien von Roman Opalka, in denen Zeit mittels Kunst eingefroren wird. Die in Berlin lebende serbische Künstlerin Aleksandra Domanovic überrascht durch eine sehr poetische Netzkunstarbeit, die nichts mit den Phänomen des Übersetzens zu tun hat. Domanovics Werk „Hottest to Coldest, com“ von 2008 lässt auf einem großen Bildschirm Städtenamen wie Maputo, Vienna, Bamako und viele andere in immer neuer Reihenfolge erscheinen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Reihung von der jeweils wärmsten bis zur jeweils kältesten Stadt: die Ergebnisse von 200 internationalen Wetterstationen treffen ständig auf der von Domanovic eingerichteten Website ein - das Ergebnis ist in der Ausstellung als kontemplatives Computerbild mit kleinen bewegten Irritationen zu sehen: www.hottesttocoldest.com Alles in allem ist diese Kunstraum-Ausstellung mit ihren unterschiedlichen Positionen interessant und sehenswert. Der theoretische Überbau, künstlerisch über das Wesen von Übersetzungen zu reflektieren, ist nicht immer schlüssig, manchmal auch überflüssig. Die Werke sprechen für sich. Und dass sogenannte „Netzkunst“ in den Ausstellungsraum „über-setzt“ werden soll, ist ein gutes aber nicht neues Anliegen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Translation is a mode - Übersetzung ist eine Form
09.04 - 29.05.2010

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: