Werbung
,

Manifesta 4: Die Lage ist normal

Das Beste an der Manifesta ist ihr Name. Der Rest sind circa drei Kuratoren, die etwa achtzig Künstler aus den ungefähr 394 Staaten zusammensuchen, aus denen Europa mittlerweile besteht. Zum Zwecke dieses Einsammelns bereisen die Kuratoren die Länder und ihre Ateliers und entdecken dort, was sie immer schon finden wollten. Die Trouvaillen werden sodann zu einer Ausstellung aufgehäuft, die jeweils in einer anderen Stadt gastiert. Nach Rotterdam, Luxemburg und Ljubljana fiel die Wahl nun auf Frankfurt am Main. Wie man hört, ist der Wettbewerb um das Heimrecht hart. Unter diesen Umständen kann nichts anderes herauskommen als ein Sammelsurium. Die drei Kuratorinnen, die diesmal ins Volle griffen, Iara Boubnova aus Sofia, Nuria Enguita Mayo aus Barcelona und Stéphanie Moisdon Trembley aus Paris erklären wortreich, dass sie dabei kein Konzept verfolgten. Wir dürfen vermuten, dass es nicht recht anders geworden wäre, hätten sie eines verfolgt. Charme und Chance eines solchen Projekts finden sich ausschließlich in den einzelnen Positionen. Wie so oft, wenn es jung und unbekannt sein soll, versteht man wenig. Wenn man was versteht, kann man es für gelungen halten, oder man wendet sich schnell und verdrossen ab. Am Ende eines derartigen persönlichen Auswahlverfahrens steht dann ein Gesamteindruck. Und er ist bei dieser Manifesta 4 nicht so schlecht. Die klaustrophobischen Kammern der Polin Monika Sosnowska. Der Minivideoliebesfilm der Deutschen Jeanne Faust. Das Standbild bei laufender Kamera der Israeli Yael Bartana, die eine Gedenkminute, in der alles stillhielt, abfilmte. Disneys Dschungelbuch in der Version des Franzosen Pierre Bismuth, der jede Rolle mit einer anderssprachigen Synchonisationsstimme ausstattete. Hans Schabus, unser Mann aus Kärnten, auf dem Einmannrudertörn. Derlei Einzelteile, ausgebreitet an den Standorten Kunstverein, Portikus, Städel und Frankensteiner Hof, fügen sich zum durchaus positiven Bild. Man könnte auch anders, man hätte auch darüberhinaus, man sollte auch sonstnochwie. Doch so und nicht anders ist es die Manifesta 4 geworden. Die in Kassel werden schon noch sehen, ob sie es besser können. Manifesta Nummer fünf findet übrigens in San Sebastian statt.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Manifesta 4
25.05 - 25.08.2002

Manifesta 4
60316 Frankfurt am Main, c/o Künstlerhaus Mousonturm - Waldschmiedstraße 4
Tel: +49-69-40 58 95-800, Fax: +49-69-40 58 95-40
Email: office@manifesta.de
http://www.manifesta.de


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: