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Iconoclash: Weibels Weltmodell

Das Karlsruher ZKM ist ein rechter Computer-Streichelzoo, eine Wohlfühlveranstaltung mit Kuschelkojen für alle, die gern mit der Technik spielen und ihr beim Funktionieren zusehen. Im Moment ist es allerdings vorbei mit der trauten Einheit von Mensch und Maschine. Jetzt wird Komplexität produziert. "Iconoclash" heißt die Veranstaltung, die den Aufeinanderprall verkündet. Gegenüber stehen sich unter der Supervision von Peter Weibel nichts Geringeres als Metakonzepte: Bilderfreund- und Bilderfeindschaft. Das stellt sich vorzüglich in jenen Bereichen dar, die mit Kunst nichts zu tun haben. In der Mathematik etwa, wo die einen auf Veranschaulichung und Modelle setzen, während die anderen die Observanz der reinen Vernunft beschwören. Oder in der Religion, wo die einen nicht so ganz unterscheiden, ob sie die Bilder oder doch nur das, was auf ihnen drauf ist, anbeten, und die anderen diese Unentschiedenheit damit quittieren, dass sie gleich alles wegräumen. Oder in der Politik, wo die Spitzbärte von Lenin bis Ulbricht beizeiten in monumentalen Standbildern gepflegt und mit der gleichen Opportunität samt Denkmal wieder abgeschnitten werden. Das funktioniert nicht in der Rekonstruktion der ästhetischen Moderne. Hier nämlich hat Weibel eine These, und die möchte er belegen. So fällt er hinter sein Argumentationsniveau zurück. Weibels Weltbild geht nämlich dahin, dass die Avantgarde bilderstürmerisch war. Das hat er schon bei "Bildlicht" vertreten, und ganz ähnlich wie vor einem knappen Dutzend Jahren zeigt er Gemälde, die nur ihre Leinwand zeigen. Er zeigt einen Streifen voller Streifen von Buren und Ben Vautier mit dem Spruch "No more art". Dazu zeigt er die Ahnen, Obligatorisches von Duchamp und Malewitsch, und er zeigt einiges von sich selbst. Wie Weibel die Moderne interpretiert, ist sie eine grosse Fabrik von Ikonoklasmus, von Bilderstürmerei, von Destruktion. War es aber nicht genauso Negation, was sie betrieb? Destruktion ist Vernichtung, Negation ist Nichtigerklärung. Tatsächliches versus Symbolisches: Auch in diesem Bereich stehen sich Meta-Konzepte gegenüber. Hier allerdings, im Ästhetischen, hat sich die Inszenierung dem Vis-a-vis verweigert. Im Künstlerischen ist Weibel Künstler. Da geht es ums Prinzip: Um Eindeutigkeit.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Iconoclash
04.05 - 04.08.2002

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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