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Spagatübung von und mit Meistern

Hat über Unternehmenshistorie keinen nachweisbaren Grund zu Jubeln, dann führt man ihn marketingtechnisch eben herbei: So erfolgreich sei die Auktion anlässlich des 15-jährigen Kinsky-Jubiläums gewesen, akklamiert Otto-Hans Ressler in seinem Vorwort zur kommenden Auktion, dass ein Nachfolge-Format kreiert wurde. Es nennt sich schlicht und qualitätsheischend - „Meisterwerke“. Mit dem „Besten aus allen Sparten“ startet man also an der Freyung künftig in die Auktionssaison, „das der Markt aktuell zu bieten vermag“, der relativierende Nebensatz, um allfällige Kritik vorweg zu nehmen. Als Allsparten-Versteigerung – andernorts tragen solche Spagatübungen den Titel „Varia“ – steht also Meisterhaftes angewandter und bildender Kunst im Angebot, 148 Positionen die entsprechend der angesetzten Schätzwerte zwischen 4,7 und 8,4 Millionen Euro einspielen wollen. Leinwandfetzerln & Guckkastenmanie 2009 hätten sich 160 „Spitzenwerke aller Sparten“ mit 5,8 bis 9,8 Millionen zu Buche schlagen sollen. Eine Absatzquote von 68 Prozent brachte ein Abendergebnis von 5,6 Millionen, von denen allerdings rund 800.000 nachverhandelt werden mussten. Aktuell wartet das Expertenteam mit namhaften Vertretern auf, sogar zwei Arbeiten Renoirs – eingebettet zwischen Leo Putz, Carl Moll und Edward Cucuel – nennt man im Segment Klassischer Moderne sein Kommissionseigen. Die beiden impressionistisch bepinselten und mit Expertisen des Wildenstein-Instituts ausgestatteten Leinwandfetzerln sollen die Kassen zwischen insgesamt 250.000 und 400.000 Euro zum klingeln bringen. So klein, und schon ein Picasso, mag man angesichts des Miniatur-Toreros rufen, der mit einer Größe von 13,3 mal neun Zentimetern bis zu 50.000 Euro erkämpfen soll. In der Auswahl Gemälde des 19. Jahrhunderts darf der fast schon obligate Waldmüller nicht fehlen – bloß muss die Familie des Freiherrn von Odkolek (150.000-300.000) angesichts perspektivischer Schnitzer den Vergleich zu jüngst im Belvedere Ausgestelltem definitiv scheuen. Sowohl physiognomisch als auch in der malerischen Technik weit hübscher anzusehen ist dagegen Johann Baptist Reiters Portrait zweier ins Spiel versunkener Kinder (50.000-80.000). Analog zu der von der Albertina ausstellungstechnisch gelaunchten „Guckkasten“-Manie („Jakob und Rudolf von Alt, im Auftrag des Kaisers, bis 24. Mai 2010) könnten Rudolf von Alts Aquarelle des Inneren von San Marco in Venedig (35.000-70.000) oder der Strand von Santa Lucia Neapel (70.000-140.000) besonderen Gefallen finden.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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