Olga Kronsteiner,
Revival des Vertrauens
Unter die Lupe genommen: das Angebot der am 2. und 3. Februar in London zur Auktion kommenden Sparte Impressionist & Modern Art.
Die Auswahl der am 2. und 3. Februar bei Christie’s und Sotheby’s in London verteilten bildnerischen Pretiosen der Sektion Impressionist & Modern Art könnte in ihrer Gewichtung nicht unterschiedlicher sein. Eine Gemeinsamkeit haben sie trotz allem, konkret jene, die sich mit einem Revival des Vertrauens benennen ließe.
Das Zutrauen in die Auktionshäuser, Hochwertiges trotz wirtschaftlicher Flauten und offensichtlich rückläufiger Umsätze dennoch lukrativ vermitteln zu können, ist seit Mitte vergangenen Jahres sukzessive gewachsen. Die viele Erwartungen übertreffende Performance der November-Auktionen in New York tat das übrige dazu. Dass die Akquisition in der oberen Qualitätsliga gerade derzeit massiver Anstrengungen bedarf, dokumentieren die Kataloge der beiden Auktionshäuser nachdrücklich.
Mit Weniger zu Mehr
Christie’s hat den in die Sektionen Impressionist & Modern Art (48 Lots) sowie Art of the Surreal (38 Lots) am 2. Februar anberaumten Evening Sale mit 86 Positionen bestückt, die zwischen 56,5 und 80,8 Millionen Pfund einspielen sollen. Sotheby’s gibt sich stattdessen zumindest in der Anzahl der Kandidaten bescheidener, deren 39-starke Startformation soll am 3. Februar immerhin zumindest 69 Millionen Pfund bringen, womöglich die 100-Millionen-Pfund-Barriere nehmen.
Der Unterschied erklärt sich über die wertmäßig genügsamere Christie’s-Offerte. Kein einziges der Highlights wartet im Vorfeld mit einer Taxe jenseits der zehn-Millionen-Pfund-Marke auf - weder Kees van Dongen („Gitane“, 5,5-7,5 Mio Pfund), noch Natalia Goncharova („Espagnole“, 4-6 Mio Pfund) oder Picasso („Home assis sur une chaise“, 3,5-5,5 Mio Pfund / „Tête de femme (Jacqueline)“, 3-4 Mio Pfund ) – während Sotheby’s derer drei in petto hält: Neben dem über ein privates Restitutions-Abkommen auf den Markt kommenden „Kirche in Cassone“, dem einzig noch existierenden Gardasee-Motiv von Gustav Klimt aus dem Jahr 1913 (12-18 Mio Pfund), etwa eines der begehrten Stillleben von Paul Cézanne (10-15 Mio Pfund) oder die erste noch zu Lebzeiten Alberto Giacomettis ausgeführte Bronze, die jemals über eine Auktion auf den Markt kam: „L’Homme Qui Marche I“, konkret der zweite von insgesamt sechs Abgüssen, entstand 1961 und stammt aus der Sammlung der Dresdner Bank. Als sich die Commerzbank das ehemals drittgrößte Bankinstitut Deutschlands im Mai 2009 einverleibte, galt dies auch für die seit Jahrzehnten angehäufte Kunstsammlung. Zwischen 12 und 18 Millionen Pfund soll die lebensgroße Bronze bringen, wovon die Commerzbank-Stiftungen sowie verschiedene Museen in Deutschland profitieren sollen
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