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kondition pluriel – abandoned: Der Betrachter als Requisit

Im Schauraum der Angewandten ist am 28. Jänner mit „abandoned“ der Künstlergruppe „kondition pluriel“ die zweite Ausstellung eröffnet worden. Martin Kusch, Künstler und Lehrender für Digitale Kunst auf der Angewandten inszenierte gemeinsam mit Marie-Claude Poulin die konzeptuelle performative Installation, die dem Betrachter einiges abverlangt: Gezeigt werden sechs Monitore mit unterschiedlichen Abläufen. Drei davon sind frontal auf einem Arbeitstisch positioniert, die übrigen im Schauraum verteilt. Vor einem Monitor am Boden ist eine Kamera aufgestellt, während eine zweite, in der Höhe angebrachte, drehbare Kamera temporär das Publikum und den umgebenden Raum aufnimmt. Als zusätzliche Requisiten dienen ein Sessel mit darüber geworfenen Kleidungsstücken und abseits nieder gelegte Krücken. Die ganze Szenerie spielt sich vor einem großformatigen Foto ab, das eine Ateliersituation vorstellt. Ausgangspunkt der Installation ist eine Performance von Marie-Claude Poulin, in welcher sie ihren Körper auf Krücken durch eben jenes Atelier bewegt und als Video am zentralen Monitor am Tisch zu sehen ist. Die Bildschirme daneben zeigen generative Abbilder der Bewegungsabläufe, die simultan über Sensoren am Körper der Tänzerin übertragen werden: Links zeichnen sich die Bewegungen der Arme und des Kopfes in Form von Kurven ab, rechts werden dieselben Aktionen als Deformationen eines dreidimensionalen Kubus visualisiert. Ein anderer Monitor zeigt wieder das Video der Performance, doch analog vom Bildschirm abgefilmt, als Hybrid und daher flimmernd. Zu hören sind lediglich die Geräusche der Geräte und der Krücken, sowie des stets fallenden Körpers der Tänzerin. Die choreographischen Sequenzen werden unterbrochen durch Aufnahmen der Betrachter aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die an ein Überwachungssystem denken lassen. Thema von „abandoned“ ist ein Kreisen um die zentralen Begriffe von Körper, Raum und Wahrnehmung. In Bildern oder Abbildern, in generativer Übersetzung, digitaler Überarbeitung und temporärer Abwesenheit der einzelnen Elemente entsteht eine Fülle von Verweisen, die als ein komplexes Netzwerk einen performativen Raum entstehen lassen. Innerhalb dieses Raumes wird das gesamte Geschehen durch die wechselseitige Rückbezüglichkeit der Segmente gleichsam kontinuierlich in einer wiederkehrenden Schleife geführt. Der menschliche Körper hat darin nur die Relevanz eines der Versatzstücke, die in unterschiedlichen Sichtweisen „in Szene“ gesetzt sind. Mit der parallel laufenden Aufnahme und Wiedergabe des Betrachters wird dessen Präsenz dermaßen in die Installation involviert, dass er sich selbst darin befindet - in der Funktion eines Versatzstücks. Er ist aktueller Teil des Szenarios, in einem Looping - um die Generierung von Körper, Raum und Wahrnehmung.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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kondition pluriel – abandoned
29.01 - 21.03.2010

quartier 21 MuseumsQuartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
http://quartier21.mqw.at/
Öffnungszeiten: Di-So 11-19 Uhr


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