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TEFAF 2010: Spendierfreude in der Königsklasse

Zwischenbilanz zur TEFAF 2010: Rekordvernissage, Spagatübungen und erste Verkäufe Auch in Maastricht wird nur mit dem redensartlichen Wasser gekocht, wenn auch weitgehend auf höherem Niveau. Was die TEFAF (The European Fine Art Fair) seit jeher von anderen Kunst- und Antiquitätenmessen unterscheidet ist weniger die Angebotsvielfalt, als die Qualität, Rarität und Provenienz der hier feilgebotenen Ware. Mehrheitlich werden die in den Sektionen Alte Meister, Moderne, Zeitgenössische Kunst, Schmuck, Antiquitäten, Design (seit 2009) und Papier (neu) über mehr als 30.000 Quadratmeter verstreuten Köder diesem Anspruch auch gerecht. Aber, nicht immer und so etwa im Zuge der 23. Auflage erschließt sich diese Philosophie mitsamt der ihr innewohnenden Logik auch der Allgemeinheit: Wenn etwa Daniel-Mixmeister-Blau (München) international Arriviertes (Warhol) mit etabliertem Familienerbgut (Baselitz) und bunten Stillleben der Kategorie Provinz-Pop Art (Christa Dichgans) mischt, dieses Potpourri dann noch mit belichteten Dokumenten aus der Pionierzeit der Fotografie (Hippolyte Bayard) würzt. Dann ist man geneigt einen misslungenen Spagat zu diagnostizieren. Oder aber, wenn Gartenbänken von Josef Hoffmann (für 15.000 Euro bei Yves Macaux, Brüssel) angesichts des frischen Rundumanstrichs eine Form erneuernder Behandlung zuteil wird, die per Juryordnung den Möbeln vorangegangener Epochen hier seit Jahr und Tag verwehrt wird, deren Furnier oder Vergoldung tatsächlich nur in Mikroumfang ergänzt werden darf. Dann erinnert man sich an George Orwells („Farm der Tiere“) Maxime, wonach alle gleich sind, aber manche eben gleicher. Auftakt mit Schrecksekunde und Lichtblicken Wenigstens hatte der Elektrizitätsgott während der Private Preview ein Einsehen, ließ einen Transformator durchbrennen, sorgte so für demokratische Finsternis und einer damit verbundenen gehörigen Schrecksekunde für die Aussteller. Gelegenheit macht bekanntlich Diebe, ab einem gewissen Format wenigstens nur in der Theorie: Tallyerands Bett (für 380.000 Euro bei Pelham, Paris) lief ebenso wenig Gefahr vom Stand gekarrt zu werden wie Damien Hirsts in Formaldehyd eingelegtes Schwein (für 8,8 Millionen Euro bei Haunch of Venison, London). Als die TEFAF am 12. März ihre Tore zur Private View öffnete, stürmte eine Rekordbesucheranzahl (10.500) das Messegelände. Nicht zwangsläufig zur Freude der 263 Aussteller, die teils ihre liebe Not hatten, in der gebotenen Ruhe und Ausführlichkeit Gespräche zu führen und so die Interessenten-Spreu vom Käufer-Weizen zu trennen. Verkauft wurde trotzdem, und das quer durch alle Sparten und in nahezu allen Preisklassen. An Museen ebenso, wie an spendierfreudige Privatiers. Bereits im vergangenen Jahr schmückte Konrad Bernheimers Stand an der Champs Elyssées genannten Messetraße Lucas Cranach d. Ä. „David & Bathseba“. Zwölf Monate später wechselte die 1534 auf Lindenholz gemalte und mit 5,3 Millionen Euro veranschlagte Darstellung nun in eine Privatsammlung. Etwas weniger als 400.000 Euro hinterließ man hier zusätzlich für eine Bacchus & Venus-Version des österreichischen Rokoko-Malers Franz Christoph Janneck. Auch die bislang stärkste Delegation an Teilnehmern aus der Alpenrepublik machte eine mehr als passable Figur: Neben den Veteranen Roman Herzig (Old Masters / Galerie St. Lucas, Wien) und Thomas Salis (Modern / Salis & Vertes, Zürich-Salzburg) etwa Wolfgang Bauer (Design / Bel Etage, Wien) und die Debütanten Johannes Faber (Paper / Galerie Faber, Wien) sowie Wienerroither & Kohlbacher (Paper / Wien). Schon nach dem ersten Wochenende machte sich der Ausflug in die Königsklasse der Kunst- und Antiquitätenmesse für letztere beiden wirtschaftlich bezahlt: Johannes Faber bediente ausschließlich Neukunden mit sieben seiner Vintage-Schätze, bei Alois Wienerroither und Eberhard Kohlbacher summierten sich die Verkäufe der letzten Tage auf beachtliche neun Blätter, darunter sechs Zeichnungen von Gustav Klimt.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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TEFAF 2010
12 - 21.03.2010

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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