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Art Karlsruhe 2010: Verflixt & Eldorado

Nein, weder bei den Eröffnungsreden noch beim diesjährigen Motto war man um ein Klischee verlegen. Zum siebten Mal hatte die art Karlsruhe letzten Mittwoch ihre Pforten geöffnet, von Krise im legendären Jahr keine Spur, weder bei der Messe noch am Kunstmarkt. Für das Motto griff man gleich vollends in die Mottenkiste der Leitsprüche: „Eldorado der Kunst“. Eldorado - das mythenumwobene Goldversenken in einem südamerikanischen See, als Opfer für den Sonnengott: Irgendwie möchte man lieber nicht länger darüber nachdenken, wer hier für wen oder was steht. Vor zwölf Monaten hatte man sich noch mit einem „Garantiert gute Kunst“ vernehmen lassen. Bei aller Euphorie der letzten beiden Jahre hat man jetzt gut daran getan, auf derlei Zusicherungen zu verzichten, denn, um bei den Sinnsprüchen zu bleiben, es ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Was nützt die Teilnahme der legendären Galerie Werner, wenn auch diese in die Mottenkiste greift? Kaum zu glauben, dass der traditionsreiche Hüter der deutschen Malerei so wenig Qualitätsbewusstsein zur Schau trägt. Zwei Papierarbeiten Sigmar Polkes aus dem Ende der sechziger Jahre bieten beispielsweise ein Bild des Jammers. Die eine an allen vier Seiten eingerissen, die andere vergilbt, fleckig, an den Ecken mehrmals durchstochen, bieten beide in ihrer Ruinenhaftigkeit ein Lehrbeispiel dafür, wie mit Papier nicht umgegangen werden sollte. Will man das kaufkräftige Karlsruher Publikum wirklich für blöd verkaufen? Doch der prominente Kölner Handel ist hier wahrlich nicht der einzige, überhaupt gewinnt man den Eindruck, dass ob der guten Verkäufe der letzten Jahre, der Ehrgeiz der Aussteller nachgelassen hat. An manchen Ständen hängt die gleiche Ware wie im letzten Jahr und das Motto „weniger ist mehr“ hat noch selten einer Koje geschadet. Erfreulich in seiner Qualität und Ernsthaftigkeit erweist sich die Karlsruher Galerie Karlheinz Meyer, der zum zweiten Mal an der Messe vor der eigenen Haustüre teilnimmt. Geschickt und nicht allzu üppig kombiniert er Älteres mit Neuem, alles aber von höchster Güte. So ergänzen die witzigen Zeichnungen von Rosemarie Trockel frische Ware von Jonathan Meese, den der Galerist bereits seit dem Jahre 2000 in seinem Programm hat, und Günter Förgs Kleinskulpturen finden ihr Pendant in den großen Leinwänden mit Körperteilen von Julius Grünewald. Aus Wien sind dieses Jahr zwei Galerien angereist. Ursula Hrobsky mit einer gelungenen, völlig unbunten Gegenüberstellung von Maria Temnitschkas Autobahnüberführungen und Arbeiten von Tone Fink. Die Galerie Lindner, nun mit Partner als Lindner & Roy, zeigt einen Querschnitt aus ihrem konkret-konstruktiven Programm. Keine allzu großen Hoffnungen setzte Peter Lindner noch am Eröffnungsabend in etwaige Verkäufe, rote Punkte hätte er ohnehin keine dabei. Kaum war es ausgesprochen, musste er sich auch schon den ersten beim Nachbarstand ausborgen: für ein tadellos erhaltenes Op-Art-Relief von Hans-Jörg Glattfelder aus dem Jahr 1970. Also doch: Qualität zahlt sich aus.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Art Karlsruhe 2010
04 - 07.03.2010

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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