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Rainer Gamsjäger, Stefan Lux - Equation With N Unknowns: Paradoxien des Sehens

Die diesjährige Winterausstellung der Galerie Stadtpark in Krems stellt an Hand von Videoarbeiten die Frage nach Bildwirklichkeiten. Die dabei präsentierten künstlerischen Strategien zeigen uns scheinbar Vertrautes, das sich bei näherer Betrachtung als vorgetäuscht erweist. So ist es auch bei der Videoarbeit „Trifter 1“ des jungen oberösterreichischen Künstlers Rainer Gamsjäger von 2008. Man sieht ein Stück Wald, das wie im Vorbeigehen oder wie aus einem fahrenden Auto heraus gefilmt scheint. Plötzlich verschwimmen die Konturen des Waldes, die Bäume kippen in die Horizontale und der Waldboden gibt sein Inneres preis. Es ist eine uns nicht vertraute Ansicht eines Waldstücks. Gamsjäger zerlegte das filmische Bild in seine 21 Frames und schrieb ein eigenes Computerprogramm, „das die vertikalen Bildzeilen seiner Aufnahmen neu sortiert und so den Zeitverlauf in den Raum des Einzelbildes verlegt“. (Thomas Kroschil) Der Künstler hebt damit die zeitliche Dimension des „Laufbildes“ auf und übersetzt sie in eine räumliche Dimension. Es ist der von ihm programmierte Bildkubus, den unser Blick nun durchwandert. Nahes wird dabei komprimiert, Fernes gedehnt, eine Paradoxie entsteht. Um paradoxe Wahrnehmungen geht es auch in den Arbeiten von Stefan Lux. Der Wiener Künstler mit deutschen Wurzeln zeigt zwei kleine Arbeiten, die ein filmisches Stilleben darstellen. In „Display 2009“ stößt eine schwingende Muschel ein mit einer Nadel an der Wand befestigtes Papier an, das wiederum einen Impuls zu einem kleinen filmischen Bild weitergibt. Es handelt sich dabei um einen kleinen Film im Bild, das an einer Wand arrangiert wurde und dann als Gesamtkunstwerk mit Muschel und gepinnten Bildern erneut abgefilmt wurde. Lux wirft das Video nun in Krems erneut an die Wand und gewinnt so etwas wie eine fiktionale Authentizität des Bildes. In dem filmischen Bild im Film spielen Farben der Hitze, des Sommers und der Wüste eine gewisse Rolle und erinnern an Videos von Omer Fast. Das Bildarrangement entwickelt in seiner Fragilität seinen eigenen ästhetischen Reiz. In dem Video „Bild“ zeigt Lux ein ähnliches Arrangement, in dem ein blaues, froschähnliches Wesen in kurzen Bewegungen über die Wand zittert. Kleine Nadeln markieren wie eine Zeichnung oder eine Landkarte die Bewegungslinien der blauen amorphen Figur. In Wirklichkeit handelt es sich dabei nicht um ein galvanisches Experiment sondern um eine abgefilmte blaue Blüte im Wasser, die Lux in sein Video einbaute. Lux’ Arbeiten wirken wie naturkundliche Studien, im Stile von amerikanischen oder britischen Naturkundebüchern. In Wirklichkeit haben sowohl die Arbeiten von Gamsjäger als auch Lux nichts mit Natur zu tun. Im Gegenteil: Sie zeigen wie technische Rechnungen unseren Blick verändern können und ihn letztlich auch manipulieren und bestimmen. Eine sperrige aber bemerkenswert mutige Ausstellung in der Galerie Stadtpark, die sehenswert ist.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Rainer Gamsjäger, Stefan Lux - Equation With N Unknowns
12.12.2009 - 20.02.2010

Galerie Stadtpark
3500 Krems, Wichnerstrasse
Tel: +43 2732 847 05, Fax: +43 2732 812 76
Email: office@galeriestadtpark.at
http://www.galeriestadtpark.at
Öffnungszeiten: Mi-Sa 11-19 Uhr
Weihnachtsferien 24.12.2010 - 06.01.2011


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