Maria-Gabriela Martinkowic,
Sitting Bull und seine Welt: Mythos und Mensch
Während jener Jahre als der „Wilde Westen“ in der Neuen Welt geboren wurde, prägte Tatanka Iyotanka oder vielmehr Iyotake (1831-1890), besser bekannt unter dem englischen Namen Sitting Bull, unser westliches Bild des Indianers nachhaltig. Von Karl Mays erfundener Figur Winnetou unterscheidet ihn, dass er alle Vorzüge und Nachteile eines lebenden Menschen besaß. Mit Attributen reich bedacht, von Freiheitskämpfer, „Heiliger Mann“, Volksverhetzer, Störenfried, bis zu Poet, Maler, Medienstar, Vorbild für Managementstrategien und liebender Familienvater wird ein sehr widersprüchliches Bild eines für die USA historisch bedeutenden Menschen gezeichnet.
„Sitzendes Bisonstier“, so sein indianischer Name, ist zum Sinnbild des tapferen, beinahe unbesiegbaren, vornehmen „Wilden“ und schließlich zum Mythos, zum „grünen Vordenker“ geworden. Relativ viele Fotos dieses Mannes sind uns überliefert - er war während der letzten 13 Jahre seines Lebens mehr als 60 mal abgelichtet worden - zeigen ihn statuarisch-stolz in diversen Rollen (bei der damaligen photographischen Technik war es wohl kaum anders möglich als ihn „eingefroren“ sitzend oder stehend darzustellen): Sitting Bull, der Familienmensch, Sitting Bull einmal mit Hut und ein andermal - wegen einer Gesichtslähmung - mit Sonnenbrille und mit einer einzelnen Feder auf dem Kopf. Ein weiteres Mal Sitting Bull mit einem christlichen Kreuz um den Hals. Er trug das Geschenk eines Paters als Zeichen seines Respekts gegenüber dem „heiligen Mann“. Weiters der würdige Krieger und Häuptling der Hunkpapa, einer Untergruppe der Lakota-Sioux, stehend mit Buffalo Bill, den er vier Monate lang auf dessen berühmten Wild West-Show begleitete.
Dem Mythos und dem Menschen Tatanka Iyotanka versucht nun die Ausstellung „Sitting Bull und seine Welt“ im Wiener Völkerkundemuseum dem laut Eigendefinition „letzten Indianer“ gerecht zu werden. Ein nicht leichtes Unterfangen, das - zumindest aus heutiger europäischer Perspektive - gut gelungen zu sein scheint. Die Kooperation dazu führte drei Museen zusammen: Völkerkunde in Wien, Übersee-Museum aus Bremen und Museum Centre Vapriikki, Tampere (Finnland).
Es wird ein umfassendes historisches Bild des Stammes und seines Familiensystems gezeigt - so z.B. dass der Mann keine Rechte in Haushaltsfragen oder an seinen Kindern hatte (Kinder aus früheren Ehen zogen mit der Mutter mit) - sowie der indianerfeindlichen amerikanischen Politik jener Jahre bis zu dem, was Sitting Bulls „Nachleben“ genannt wird, kommerzielle Ausschlachtung der „Marke Sitting Bull“ inklusive.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic
Sitting Bull und seine Welt
10.12.2009 - 15.03.2010
Weltmuseum Wien
1010 Wien, Neue Burg
Tel: +43 1 534 30 – 5052
Email: info@weltmuseumwien.at
http://www.weltmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10-18 Uhr
10.12.2009 - 15.03.2010
Weltmuseum Wien
1010 Wien, Neue Burg
Tel: +43 1 534 30 – 5052
Email: info@weltmuseumwien.at
http://www.weltmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10-18 Uhr