Stefan Kobel,
Schwarzweiße Toskanafraktion
Martin Kippenberger bei Ketterer in München
„Uno di voi, un Tedesco in Firenze“ radebrechte Martin Kippenberger, als er 1976 nach Florenz kam, eigentlich, um dort Schauspieler zu werden. Dann malte er aber doch wieder. Der Titel seiner dort entstandenen Serie von Bildern im selben Format, die aufeinandergestapelt seine Körpergröße ergeben sollten, war eben dieser fast trotzig klingende Ausspruch, mit dem Kippenberger sein Dazugehören behauptete und gleichzeitig sein Danebenstehen konstatierte. Einer dieser gemalten Schnappschüsse kommt jetzt bei Ketterer in München zum Aufruf. Der Ponte Vecchio ist da in Schwarz-Weiß zu sehen, wie man ihn von unzähligen Urlaubsfotos und Postkarten kennt, aber in scheinbar ungeschickt gewählter Nahsicht nur als Ausschnitt und mit einer störenden Laterne davor. Zurück in Deutschland zog Kippenberger nach Berlin. Dort überließ er 1979 die Serie dem Besitzer der Paris Bar Martin Würthle als Dauerleihgabe gegen freies Essen und Getränke auf Lebenszeit.
Besonders häufig sind Gemälde aus dieser Serie nicht auf dem Markt. Ketterer hat jetzt als erstes deutsches Auktionshauses eines akquirieren können. Möglicherweise wird man sich in München auf einen deutlich höheren Erlös als die angepeilten 40.000 bis 60.000 Euro einrichten. Schließlich haben andere Exemplare schon bis zu 164.000 Pfund brutto erzielt. Allerdings gilt auch hier: Sex sells. Die genannte Summe wurde für das recht explizite Pornobild „Dear Painter, paint me“ bezahlt. Auch „Große zensierte Titten“ brachte mit 217.000 US-Dollar eine stattliche Summe. Immerhin, der altersschwache Regional-“Zug“ am Bahnsteig brachte auch schon 96.000 Pfund. Das war im Jahr 2007, als die Zeiten noch gut waren. Seitdem ist laut Artnet keines der eigenwilligen Souvenirs mehr auf dem Auktionsmarkt gewesen.
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