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Bewährte Klassiker

Auch bei der Fotografie verlässt sich der Markt offensichtlich auf Bewährtes. Die deutschen Spezialauktionen der Saison haben ihre Highlights durchweg im Bereich der Klassiker. Die zeitgenössische Kunstfotografie ist dünn gesät und trägt nur sehr selten ein fünfstelliges Preisschild. Am hochkarätigsten ist in diesem Segment noch der Katlog von Villa Grisebach bestückt.Die schaufensterpuppenartig geschminkte „Elisabeth Berkley on a thick, dirty, green carpet – Los Angeles“ von Bettina Rheims (Lot 1374) etwa tritt mit einer Taxe von 10.000 bis 15.000 Euro an. Allerdings dürfte auch hier ein alter Bekannter das Rennen machen. Die Aufnahme Curt Rehbeins eines Modells zum Gläsernen Wolkenkratzer, ein nie ausgeführtes Projekt Ludwig Mies van der Rohes, hatte einem kleineren Berliner Auktionshaus im Jahr 2007 mit 100.000 Euro netto kurzzeitig zum höchsten Zuschlag für ein Foto auf einer Auktion verholfen. Der Käufer hatte jedoch nie bezahlt, und so ging der Abzug im Juni dieses Jahres bei Grisebach für 47.005 Euro brutto erneut über den Block. Diesmal kommt ein Abzug zum Aufruf (Lot 1283/Taxe 18.000-24.000 EUR), den Mies van der Rohe handschriftlich seinem Lehrer Peter Behrens gewidmet hat. Den umfangreichsten Katalog hat wieder einmal Bassenge zusammengestellt und dabei einige echte Schätzchen aufgetrieben. Dazu zählen frühe Farbabzüge ab 1940 mit dem noch experimentellen Agfa-Color-Papier oder ein Portrait von Scarlett O 'Hara (Vivien Leigh) in Vom Winde verweht, abgezogen von Louis M. Condax im von ihm erfundenen Dye Transfer-Verfahren (Lot 4164/Taxe 500 EUR). Besonders spannend ist eine surreale Fotomontage des Bauhäuslers Otto Hofmann von 1934 (Lot 4226/Taxe 7.500 EUR), als der Kommunist nach kurzzeitigem Paris-Exil nach Jena zurückgekehrt war. Eher ein Kuriosum ist Michel Comtes Lumas-Edition der nackten Carla Bruni (Lot 4171/Taxe 1.200 EUR), die bisher laut Preisdatenbank Artnet je nach Auktionsort 991 und 1.830 Euro, 3.750 US-Dollar oder 2.250 Britische Pfund gebracht hat – am wenigsten übrigens in Frankreich. Bei Lempertz in Köln feiert man am 4. Dezember die erste deutsche Fotoauktion vor 20 Jahren. Als besondere Attraktion hat man dafür 72 Aufnahmen akquirieren können, die in der legendären Zeitschrift Camera Work erschienen sind. Die Schätzpreise reichen von 300 Euro bis zu 4.000 Euro für Paul Strands „New York“ aus dem Jahr 1916 (Lot 85). Für die amerikanisch orientierten Kunden des Hauses dürften auch noch zwei Landschaftsaufnahmen von Ansel Adams (Lots 149 und 1509) und drei Stillleben von Robert Mapplethorpe (Lots 241-243) interessant sein, die mit Schätzpreisen zwischen 9.000 und 15.000 Euro zu den teuersten Arbeiten gehören. Da die höherpreisigen Kunstfotografien im Rahmen der Zeitgenössischen Kunst verhandelt werden, ist diese Abteilung auf Schätzpreise bis 2.000 Euro beschränkt und bietet Gelegenheit zu Entdeckungen. Als letzte treten Van Ham an, die mit Chargesheimer, Werner Mantz, August Sander sowie Hugo und Karl Hugo Schmölz viele kölsche Klassiker bieten, aber ebenso Becher-Schule und Walker Evans und Elliott Erwitt. Besonders eklig sind vier unikate Vintages von Mick Jagger, die Walter Vogel während eines Konzertauftritts geschossen hat, etwa beim Spielen der Luftgitarre oder beim Posen im Strampelanzug (Lot 1139/Taxe 4.000 EUR). Neu ist der zweite Teil der Auktion im Anschluss an das Hauptfeld mit Schätzpreisen bis 1.000 Euro.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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