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Solide mit Niveau

Vorschau auf die Herbst/Winter Auktionen in Deutschland Villa Grisebach hat wieder einmal ein Millionenlos im aktuellen Katalog – das einzige in den deutschen Herbstauktionen. 1,4 bis 1,8 Mio. Euro erhofft man sich am 27. November für Max Beckmanns „Blick auf Vorstädte am Meer bei Marseille“ aus dem Jahr 1937 (Lot 29).Ansonsten ist das Angebot hier wie überall solide ohne große Höhepunkte. Der Großteil der „Ausgewählten Werke“ ist fünfstellig taxiert, nur wenige Lots überschreiten die 100.000er-Marke. Dazu Max Liebermanns „Schafherde (Lot 6, Taxe 200.000-300.000 EUR). Dass man sich von der Rezession gleichwohl nicht Bange machen ließ, zeigt ein Vergleich der bisherigen Ergebnisse für „Roman Notes“ von Cy Twombly (Lot 46), für die 80.0000 bis 120.000 Euro im Katalog stehen. Zwar war die sechsteilige Lithographie zuletzt zweimal für rund 190.000 Dollar verkauft worden (in schlechten Zeiten), hatte vor zwei Jahren (in guten Zeiten) bei Grisebach schon einmal 214.000 Euro (jeweils inklusive Aufgeld) gebracht. Damals hatte die Taxe bei 100.000 bis 150.000 Euro gelegen. Jetzt ist man halt etwas heruntergegangen. Dadurch ist eine ansehnliche Steigerung immer noch realistisch. Bei Lempertz ist Gesamtbild ähnlich. Allerdings setzen die Kölner am 5. Dezember auf die Krisenresistenz von Max Liebermanns höchst dekorativen Wannseegartenbildern und veranschlagen eine Version der „Blumenterrasse“ (Lot 957) konjunkturunabhängig 400.000 bis 450.000 Euro. Da auch hier in der Moderne die ganz teuren Blue Chips fehlen, lohnt sich wie bei den Kollegen der Blick auf das Außergewöhnliche aus der vermeintlich zweiten Reihe, etwa auf eine vermutlich 1913 entstandene Portraitskulptur aus Bronze von Hermann Max Pechstein (Lot 1012, Taxe 100.000-130.000 EUR) oder das frühe Gemälde „Klotzsche. Spät-Sommer-Abend“ von Conrad Felixmüller (Lot 880, Taxe 150.000-170.000 EUR). Fast gleichwohl sind die Spitzenstücke der Zeigenössischen Kunst, eine raumfüllende Installation von Ilya Kabakov von 1991 (Lot 461, Taxe 300.000-400.000 EUR) und ein „Abstraktes Bild“ Gerhard Richters von 2004 (Lot 585, Taxe 280.000-300.000 EUR). Viel preiswerter, obwohl selten angeboten, ist ein „Migof“ von Bernhard Schultze als wetterresistente Außenskulptur (Lot 633, Taxe 20.000-30.000 EUR). Die Nase vorn hat in Köln diesmal Van Ham. Das Haus hat eine fast lebensgroße, typisch überbreite Venus von Fernando Botero mit dem Titel „La Pudeur“ (Lot 191) akquirieren können, für die 400.000 bis 500.000 Euro erwartet werden. Außerdem überrascht der kleinere Konkurrent mit einer ausführlichen Strecke von Werken Markus Lüpertz', die bis 30.000 Euro taxiert sind. Etwas unanständig wirkt die „Muschel Venedig“ von Gregor Schneider (Lot 388, Taxe 28.000-35.000 EUR), weil sie wie ein in eine Wand eingelassenes anatomisches Detail wirkt. Bei Karl & Faber in München lockt am 4. Dezember der Hauptkatalog mit einem Stillleben Alexej von Jawlensky (Lot 916, Taxe 280.000-300.000 EUR) oder einer „Strasse“ von Gabriele Münter (Lot 939, Taxe 160.000-180.000 EUR) aus dem Jahr 1911. Ein Leckerbissen sind die Papierarbeiten von Lyonel Feininger, von denen nicht nur knapp 20 im Hauptkatalog mit Schätzpreisen bis 25.000 Euro präsentiert werden, sondern auch noch neun Zeichnungen im zweiten Teil mit Taxen bis maximal 2.000 Euro. Zu den herzzerreißendsten Lots bei Hauswedell & Nolte in Hamburg zählt am 4. Dezember Alfred Kubins bizarres kleines Gemälde „Der Bräutigam“ mit einem Schätzpreis von 40.000 Euro. Ungewohnt beschwingt ist eine aquarellierte „Tanzgruppe“ von Ernst Ludwig Kirchner (Lot 32, Taxe 28.000 EUR). 80.000 Euro soll eine kubo-expressionistische „Madonna mit Kind“ von Carlo Mense (Lot 52) bringen. Das wäre dem Bild zu gönnen, allerdings hat es christliche Kunst im Moderne-Markt schwer. Zumindest vom Sujet her einfacher dürfte es die „Femme aux Perroquet“ von Fernand Leger (Lot 60, Taxe 70.000 EUR) haben.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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