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Kunst 09 Zürich: Esprit der Kontinuität

Ein hölzernes Gebälk, getragen von einigen Stützen, hieran angelehnt einige Bilder, ein geöffneter Karton, eine herabhängende Lampe – eine Werkstatt, in der Patrick Hari (Abbt Projects, Zürich) während der diesjährigen Kunst Zürich direkt vor Ort einige Werklein anfertigt und bei Nachfrage direkt und günstig verkauft. Für diese Eventstrategie, einer eher dürftigen Hirschhorn-Beuys-Ulrichs Adaption erhielt der Zürcher Künstler von der mehrheitlich Zürcher Jury den diesjährigen Kunstpreis der Zürcher Kantonalbank in Höhe von immerhin 10.000 CHF zugesprochen. Dabei gab es doch viel anregendere Positionen als Hari’s Bastelraum, wie beispielsweise Gregor Wyders (Hubert Bächler, Zürich) überaus gelungenes Zusammenspiel von stillen, flugzeugteilhaften Weissblech-Skulpturen, umrahmt von montierten Autowrack-, Müll- und Katastrophenszenen oder die Wandkomposition des in Bern lebenden Omar Alessandro (Annex 14, Bern), der mit Magrittschem Wort- und Bildwitz ein wunderbar leichtes Arrangement voller Anspielungen geschaffen hat. Ebensolchen Esprit findet sich auch in den mittels Feng Shui Brunnen verfremdeten Sitzgelegenheiten des Tobias Spichtig (Katz Contemporary, Zürich) und in den ‚Skulls of the Artists’ von Com&Com (Bischoff & Partner, Bern) wieder. Hoffen wir, dass sich der ZKB Kunstpreis nicht zu einer rein Zürcher Angelegenheit entwickelt; denn von 12 eingereichten Positionen sind ganze 10 aus Zürich. Ansonsten trumpft die Kunst Zürich mit ihrer Kontinuität, denn abgesehen von einzelnen Newcomern sind es zumeist alte Bekannte, die sich alljährlich in Zürich-Oerlikon wieder finden. Und alljährlich mit einigen Trouvaillen aufwarten. Bei Prantl und Boch (c.art, Dornbirn) gibt es ein wahres Zero-Festival zu bewundern mit einigen anregenden frühen Werken von Heinz Mack. Ernst Hilger, die einzige Wiener Galerie in Zürich, zeigt mit Daniele Buetti, Josef Felix Müller und Nives Widauer einige konträre Schweizer Positionen aus seinem Programm. Eine überaus gelungene Paarung findet sich bei Günter Feurstein aus Feldkirch. Er stellt dem sublimen Farbklang des belgischen Malers Jus Juchtmans (120x90 cm, 7.700.- €) das kinetische Werk ‚Faszination Interferenz’ (70x70, 8.000.- €) von Rolf Schneebeli gegenüber; zwei sich übereinander drehende, auf sandgestrahltem Glas angebrachte Folien, die eine ähnliche Wirkung erzielen. Susi Brunner (Zürich) kombiniert in ihrer Koje geschickt Meisterwerke der Art Brut der Gugginger Künstler Johann Hauser, Johann Fischer und Oswald Tschirtner (‚Schoene Frauen’ um 38.000.- CHF) mit Werken von Le Corbusier, Jean Tinguely und François Monchâtre. Von letzterem gibt es einen beeindruckenden ‚Dérouleur’ für 6.800.- CHF. Während sich bei Carla Renggli (Zug) herrliche kleine Ölgemälde (950.- CHF) der Luzerner Künstlerin Judit Villiger finden, welche die Orte der Odyssee skizzieren, harren bei Margit Haldemann (Bern) feine Werke von Heinz Egger (30x46 cm 2.400-3.800.- CHF) auf ihrer Entdecker. Bei Haldemann gibt es auch ein wunderbares ‚Interieur’ (6.800.- CHF) und weitere Frühwerke von Uwe Wittwer zu sehen. Bei La Ligne (Zürich) wird ein ‚Carré tronqué’ (24.000.- CHF) von Vera Molnar gekonnt einer Arbeit aus eloxiertem Aluminium von Heiner Thiel (6.500.- CHF) und kinetischen Kleinoden von Ludwig Wilding gegenübergestellt. Und auch Michael Krethlow (Bern) überzeugt mit der gelungenen Konfrontation der Skulpturen von Bendicht Gertsch und den sie umgebenden grossartigen, stillen Zeichnungen von Christian Denzler.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Kunst 09 Zürich
13 - 16.11.2009

ABB Halle 550
8050 Zürich, Ricarda-Huch-Strasse Ehemalige Fabrikhallen hinter dem Bahnhof Zürich-Oerlikon.
Email: info@kunstzuerich.ch
http://www.kunstzuerich.ch/
Öffnungszeiten: Freitag 16 bis 22 Uhr, Samstag 12 bis 20 Uhr, Sonntag und Montag 12 bis 18 Uhr


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