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Zwischenbilanz zum Auktionshalbjahr

Umsätze: International verzeichnet man Einbußen, in Österreich dagegen leichte Zuwächse. Noch 2007 rieb sich das Sotheby’s Management zum Halbjahr die Hände. Die Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem zweiten Quartal wurde – aus heutiger Sicht – zu einem historischen Moment. Innert sechs Monaten hatte Sotheby’s damals mehr umgesetzt, als jemals in einem ganzen Jahr zuvor, allein die von April bis inklusive Juni eingespielten Umsätze betrugen 339,5 Millionen Dollar – das mit Abstand höchste Quartalsergebnis jemals. Im Rückblick dokumentierte die damalige Bilanz fraglos den Höchststand in der vermeintlich nicht enden wollenden Aufwärtsentwicklung des Kunstmarktes. Die Talfahrt hatte zu diesem Zeitpunkt längst ihren Anfang genommen. Denn hinter den Kulissen raufte sich das Management längst die Haare, hatte man doch im permanenten Kampf um Hochkarätiges nicht nur viel zu oft, sondern teils auch völlig überhöhte Preisgarantien erteilt. Fand sich für ein solches Kunstwerk im Auktionssaal kein Käufer, dann musste man für diesen Betrag gerade stehen. Offiziell finden sich diese Zuschläge in den Auktionsergebnissen, inoffiziell musste man es für das „hauseigene“ Warenlager „kaufen“. Von dort aus speiste man einerseits die für so genannte Private Sales zuständigen Abteilungen, die sich dadurch andererseits wachsender Umsätze erfreuten. Doppelt verbuchte Geschäfte, mit Verlusten in unbekannten Ausmaßen. Dazu kamen steigende Personalkosten und ein erster Sinkflug an der Einnahmenfront. Kunsthandel übt sich in Zweckoptimismus Die viel gerühmte Transparenz des Auktionsgeschäfts wurde längst entzaubert, und doch sind diese Zahlen – gerade in Zeiten, in denen sich der Kunsthandel notorisch in Zweckoptimismus übt – derzeit die neutralsten. Die Umsätze selbst können nicht mit jenen der Vorjahre verglichen werden: Einerseits weil man auf die Umsatz-schönende Methode der Preisgarantien verzichten musste, und andererseits deutlich weniger im Angebot stand. Die Verkaufsquoten müssen sich den Vergleich dagegen gefallen lassen, und sie rutschten teils deutlich ab, Rekorde blieben Mangelware. Unterm Strich kamen die internationalen Auktionshäuser vorerst mit einem blauen Auge davon. Zum Zünglein an der Waage könnten in den nächsten Monaten die derzeit sehr zurückhaltenden Einbringer avancieren, international wie national. Degas & Monet an der Spitze Den Titel höchster Zuschlag des ersten Halbjahres holte sich Sotheby’s nun zum vierten Mal in Serie, allerdings nicht wie 2007 und 2008 mit einem in New York versteigerten Zeitgenössischen Kunstwerk, sondern mit Edgar Degas Bronze einer kleinen Tänzerin, die Anfang Februar in London für 13,25 Millionen Pfund den Besitzer wechselte. An zweiter Stelle liegt Christie’s mit Claude Monets Dans la prairie, für das ebenfalls im Februar in London der Hammer bei 11,24 Millionen Pfund fiel. Umsatz wächst, Wertvolumen sinkt Von solchen Besitzerwechseln können die Auktionshäuser in Österreich nur Träumen. Aber – im Gegensatz zu den international verzeichneten Einbußen – gemäß dem Motto „Binnenmarkt ist Trumpf“, schafften das Dorotheum und „im Kinsky“ trotz sinkender Nachfrage (wie die Verkaufsquoten belegen) Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich. Seitens des Dorotheums werden keine exakten Zahlen veröffentlicht, hier können nur die Ergebnisse aus den ersten beiden Auktionswochen verglichen werden. Beim ersten Reigen 2009 spielte in vier Sitzungen 6,41 Millionen Euro ein (2008: fünf Auktionen 7,69 Mio Euro). In der zweiten Auktionswoche konnte der Nettoumsatz aus vier Verkaufsdurchgängen um zwölf Prozent auf 6,39 Millionen Euro (2008: 5,69 Mio) gesteigert werden. Im Kinsky vermeldet einen Zuwachs um 11,2 Prozent und eine Rekordhalbjahresbilanz, die sich mit 14 Millionen Euro zu Buche schlug. Gemessen an den zehn höchsten Zuschlägen aus heimischen Auktionssälen konnte „im Kinsky“ gegenüber den Vorjahren deutlich aufholen und hält bei fünf Platzierungen, darunter auch für das Top-Lot des ersten Halbjahres (Max Oppenheimer, die Geißelung, netto 446.000 Euro), gefolgt vom Dorotheum (drei) und Hassfurther (zwei). Insgesamt sank das netto Wertvolumen – bereinigt um im Laufe der Jahre gestiegene Auktionsprovisionen und Folgerechtsabgaben – der zehn höchsten Zuschläge gegenüber den Vorjahren (2006: 4,07 Mio; 2007: 4,59 Mio; 2008: 4,05 Mio) besonders deutlich auf netto 2,65 Millionen Euro.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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