Werbung
,

Art Salzburg- International Fine Art Fair: Von der Pflicht zur Kür

Seine stärkste Konkurrenz? Die ortet Alexander Giese nicht im Kollegenkreis, sondern im – ob der sommerlichen Hitzewelle so verlockenden – kühlenden Nass. Dass sei der Fuschl-, dicht gefolgt vom Mond-, Wolfgang- und dem Attersee, allesamt in bequemer Fahrweite von der Stadt Salzburg entfernt, an deren Ufern die Festspielgäste bevorzugt die Stunden bis zu den Abendvorstellungen verbringen. Von der zu Ostern stattfindenden Messe sei ihm die Situation in ähnlicher Weise bekannt, dann fungiert entweder die Frühlingssonne oder auch Schneegestöber als Besucherbremse. Die Anzahl der Messegäste sei sehr überschaubar, habe aber im Fall der Fälle den klaren Vorteil einer intensiveren Gesprächssituation. Die ersten im Rahmen der seit 15. August laufenden „Art Salzburg“ verkauften Bilder hatten übrigens winterliche Landschaften zum Motiv. Das biedermeierliche Atterseesujet von Ludwig Halauska böte sich für 75.000 Euro ja als adäquates Souvenir für Sammler, nicht nur, aber auch für die finsteren Wintermonate.

Spinnweben, Klassenfeind & Co

Entdeckungen von kulturhistorischer Beschaffenheit ermöglichen dagegen Walter Moskat mit seltenen Spinnwebenbildern oder der Kunsthandel Runge: Im Zuge der Nordpolexpedition und Entdeckung des Franz Josef Lands 1873/74 hatte Julius von Payer zahlreiche Reiseskizzen angefertigt. Der Expeditionsleiter wurde angeblich Schneeblind und Adolf Obermüller wurde mit der Ausführung des zwölfteiligen Zyklus in Öl beauftragt. Eines – quasi dem frühen Bildjournalismus zuordenbares - wird hier offeriert, der Sonnenaufgang am Nordpolarmeer kostet wohlfeile 38.000 Euro. Zur Halbzeit der Messe hat die Mehrheit der insgesamt 23 Teilnehmer die Pflicht in Sachen Wirtschaftlichkeit erfüllt, für die letzten Tage hofft man auf die Kür. Von der geringen Anzahl an Messebesuchern darf man sich in der Festspielstadt keinesfalls täuschen lassen, der Kaufkraft der tatsächlich Kommenden streut man nämlich Rosen. Werke von Kokoschka und Feininger, so Eberhard Kohlbacher, hätte man bereits verkauft. George Grosz bunte, um 1916 entstandene Zeichnung „Abend“ könnten Liebhaber des Deutschen Expressionismus für 110.000 Euro dauerhaft begeistern. Beim Kunsthaus Wiesinger (Wels) überzeugte die gelungene Inszenierung von Pop Art (Roy Lichtenstein und Andy Warhol) im Dialog mit französischer Tischlerkunst des 18. Jahrhunderts bereits am Eröffnungswochenende: für das Klassenfeind-trifft-Royales, konkret eine Louis Quinze Kommode (32.000 Euro) und Lenins Siebdruck-Konterfei von Andy Warhol, laufen viel versprechende Verhandlungen.

Weniger Aussteller von Vorteil

Auf die ästhetisch mit Abstand geglückteste Präsentation – wie die Messe in den Räumlichkeiten der ehemals fürsterzbischöflichen Residenz insgesamt von der über die geringe Teilnehmerzahl möglich gewordenen Gestaltung sehr profitiert – trifft man im Weissen Saal. Dort wo Anfang des 19. Jahrhunderts Ferdinand III. (Toskana) in seiner Funktion als Kurfürst von Salzburg Audienz gewährt, hat kurzfristig Lokalmatador Thomas Salis Quartier bezogen. Auf rund 165 Quadratmeter tummelt sich, flankiert von acht Ligusterbäumchen, das Who-is-Who der internationalen Klassischen Moderne: Emil Noldes bereits in Maastricht präsentiertes Clematisstück von 1944 (1,85 Millionen Euro) macht hier eine ebenso gute Figur wie Arbeiten von Serge Poliakoff, Alexander Calder oder Oskar Kokoschka. Besonders zufrieden zeigen sich die aus München Angereisten: Porzellanspezialist Röbbig ebenso wie Terminus. Nach nur vier Öffnungstagen, so Wilhelm Grusdat, habe er stattliche 14 Werke – auch an Neukunden – verkauft. Unter dem Zeitdruck der Eröffnung rang sich beispielsweise einer seiner Kunden prompt zu einer Entscheidung durch, das neun Millionen Euro schwere Richter-Gemälde („Abstract Painting #580-1“, 1985) hing dementsprechend kurz.

„Art Salzburg“ für 2010 bereits fixiert

Als Messestandort hat Salzburg trotz des allgemeinen Besucherrückgangs von mehr als 30 Prozent auch in der angespannten wirtschaftlichen Situation gehalten, worauf die Organisatoren und Teilnehmer der „Art Salzburg“ gehofft hatten. Die Bemühungen, im Anschluss an die Absage der Salzburg World Fine Art Fair, trotz des massiven Zeitdrucks noch eine Messe in dieser Qualitätsliga zu stemmen, ist geglückt. Auch der Termin 2010 soll – über einen noch unbekannten Großsponsor und einer nennenswerten Zahl von Neuanmeldungen – bereits im Reinen sein.

Mehr Texte von Olga Kronsteiner

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Art Salzburg- International Fine Art Fair
15 - 23.08.2009

Art Salzburg - Residenz
5010 Salzburg, Residenzplatz 1
http://www.artsalzburg.info


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: