Maria-Gabriela Martinkowic,
Edvard Munch und das Unheimliche: Bewältigbares Unheil
Das Leopoldmuseum hat sich für seine Herbstausstellung der Präsentation des „Unheimlichen“ verschrieben. Mit „Edvard Munch und das Unheimliche“ locken die Plakate zu Munchs „Angst“ von 1894 ins Wiener Museumsquartier. Ausgehend von diesem Künstler – ihm ist ein eigener monographischer Teil mit 37 Werken gewidmet - wird das Verborgene „sichtbar gemacht“.
Wir sehen in den Bildern was das menschliche Dasein bedroht: Seelische und körperliche Krankheit, Armut, Tod und Teufel, Figuren aus dem Jenseits und der Mythologie. Naturgeister und wilde Tiere tauchen aus dem Hintergrund auf und bedrängen den Menschen.
Walter Schurian bringt im Katalog „Die Wahrnehmung des Unheimlichen“ folgendermaßen auf den Punkt:
„Alles, was nicht ohne weiteres einsichtig, deutbar und somit rational vernünftig erscheint, wird jenen Bereichen zugeschlagen, in denen unbewusst, aber wunschgemäß, das Geheimnisvolle, das Magische, das Mythische, das Uneinsichtige, Unvertraute und Unerwartete, auch das ungewiss Bedrohliche zu Hause ist.“
Nach Munch begegnen wir Ensor und Kubin und anderen bekannten Größen aus der unheimlichen Malerei. Goyas „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ aus „Los Caprichos“ darf nicht fehlen, so wie Piranesi nicht, natürlich Blätter aus „Carceri“. Dazu zum unmittelbaren Vergleich „Varianten“ von Kubin, Kittelsen und Laerman. Daumier, Gauguin, Klinger, Klimt, Schiele und sein Lehrer Griepenkerl, Jettmar, Böcklin, Füssli, Gabriel von Max aus dem Münchner Kreis, Khnopff und die Doppelbegabung Victor Hugo sowie einige Italiener - sie alle setzen sich, feinsäuberlich in „Kapitel“ aufgeteilt, mit Maskierung, mit Alpträumen in Form von Phantasiewesen, mit Okkultismus, mit Pest, Syphilis und Wahnsinn und mit den Schrecken des Krieges auseinander. Der „Baum der Erhängten“ des Italieners Barzagni steht für das „unheimliche Heim“: von weitem auf den ersten Blick ein hübscher Christbaum, offenbart die scheinbare Idylle erst aus der Nähe den abgrundtiefen Zynismus des italienischen Patrioten gegenüber dem Kriegsgegner.
Dank der Aufteilung werden die Fülle von über 200 Werken und die nahe gehenden Sujets „bewältigbar“. Da die Ausstellung kein „Happy End“ zu bieten hat, empfiehlt sich die distanzierte und reflektierte Betrachtung der Geschehnisse an den Wänden.
An den Wänden gibt es übrigens Hinweise zu passender Musik. Beispiel gefällig? Bei Tod und Teufel „Danse macabre“ von Camille Saint-Saens.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic
Edvard Munch und das Unheimliche
16.10.2009 - 18.01.2010
Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h
16.10.2009 - 18.01.2010
Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h