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100 Jahre technisches Museum Wien: Quergeblickt.
Fifty:Fifty oder „Herr Bauer bitte in die Direktion“

Jubiläen sind Anlass für Feiern, für Rückblick auf prägende Stationen des Werdeganges, Einblick in Aktuelles und Ausblick in Künftiges. Jubiläen geben auch Anlass für künstlerische Umrahmung, Auflockerung, Überhöhung bzw. Anekdotisches. Im Technischen Museum Wien griff man anlässlich des 100jährigen Bestehens all diese Aspekte auf und erhob sie zum Programm der Ausstellung „Quergeblickt“, die sich in 18 „Ausstellungsportionen“ über das Haus verteilt. Eine Hälfte wurde von MitarbeiterInnen des Museums über die Geschichte des Hauses und ihre eigenen Tätigkeitsbereiche zusammengestellt – so sind etwa die Einreichpläne zum Architekturwettbewerb für den Bau des Museums zu sehen, ebenso die Nachinszenierung der Grundsteinlegung am 20. Juni 1909 durch Kaiser Franz Joseph, Provenienzforschung wird praktisch erläutert und das Funktionieren des Museumsbetriebes am Beispiel eines Radios veranschaulicht. Weiters liefert eine Auswahl an historischen Plakaten im Zeitraffer die Highlights der Ausstellungsgeschichte: Raumfahrt in den 1960er Jahren, Technik und Umwelt in den 70ern. Die andere Hälfte der Ausstellung wurde von neun KünstlerInnen beigesteuert, die in einzelnen Interventionen die Welt der technischen Geräte und des Museums an sich pointieren oder konterkarieren. - Ein lautes Ticken auf offener Straße, ein Wecker läutet, Straßenlärm, ein Fön wird eingeschaltet, wird von einem Bohrer abgelöst, Scherben fallen klirrend zu Boden und dann: „Herr Bauer, bitte in die Direktion!“ Werner Reiterer hat diverse Geräusche, die mittels technisch-elektronischer Geräte erzeugt werden, aufgenommen und lässt sie seinerseits mittels eines überdimensionierten Lautsprechers an der Eingangsfassade des Technischen Museums hinausposaunen, gleichsam ein Teaser ein Lockruf all dessen, was drinnen zu erwarten ist. Im Inneren greift Birgit Knoechl den Raum des Museums auf und flicht ihre räumlichen Scherenschnitte locker dem Licht der zentralen Glaskuppel entgegen.  Gerhard Tremls „Legends“ können wie prominente Ehrengäste oder als fiktive, temporäre Sammlungserweiterung gesehen werden: Bill Gates’ erste Schreibmaschine, die Hunde des sowjetischen Raumfahrtsprogramms u. a. Auch David Moises unterläuft das Auratisch-Abgesicherte von Museumsobjekten. Er schmuggelte „unechte“ Ausstellungsstücke in einige Vitrinen und entwickelte eine „Ultimate Machine“, die sich nach Inbetriebnahme öffnet, eine Hand herausstreckt und diese per Knopfdruck unverzüglich sich selbst wieder ausschaltet. Ein neuer Prototyp von Maschine, nicht der „intelligente“ Roboter, der sich in Science Fiction Phantasien verselbständigt und den Menschen angreift, nicht das „depperte Kastel“, das „streikt“ oder „den Geist aufgibt“, sondern die Maschine, die grundsätzlich den Dienst verweigert. Vielleicht das denkwürdigste Objekt eines technischen Museums. „Memoseum“ ist der Rahmenbegriff für Nikolaus Gansterers Sammlungssystematik. Auf zahlreichen Zettelchen sind reduzierte Prototypen umrissen, die als formales Ordnungssystem für ein Museum gelten können. Die Besucher können anhand der Vordrucke ihre eigene Sammlungslogik entwickeln und sich ihr Sammlungspuzzle zusammenstellen. Weitere Interventionen von Miriam Bajtala, Ricarda Denzer, Anja Manfredi und eine Performance von Oliver Hangl setzten Akzente im Haus. 100 Jahre – 100 Tage – 100 Stunden – ein klares Konzept, gefüllt mit Aktion. 100 Tage, d.h. noch bis 21. Juni läuft das Rahmenprogramm zum 100-Jahr-Jubiläum. Einen 100-Stunden-Open-Museum-Durchlauf wird es von Mittwoch, 17. Juni 18 Uhr bis 21. Juni 22 Uhr geben. Bereits am Mittwoch Abend wird Oliver Hangl seine elektrische Riesenmaschine - zusammengebaut aus Gerätespenden - zum Laufen, Surren, Glühen bringen. Neben den Dauer- und Sonderausstellungen bzw. laufenden Programmangeboten, wird eine Spiele Nacht, Night of Taste u. a. mit Götz Buri, eine Filmnacht und Tanznacht inszeniert. Informationen unter: www.tmw.at
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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