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Frei zugänglich

Kommt mir doch eine Einladung nach Venedig ins Haus. Zur Biennale. Auftritt Austria. Zum „Fest des österreichischen Pavillons“, wie es in lapidarem Stolz auf das Eh-schon-wissen zu lesen ist. Die Frau Minister und die beiden Damen Kommissärinnen, sie „freuen sich“, ist der „Invitation to the party“ ebenfalls zu entnehmen. Was war ich schon lange nicht mehr auf einem Biennale-Fest der Österreicher. Im 1997er Jahr, da muss es wohl gewesen sein, als es richtig zur Sache ging. Palazzo Labia hieß der Ort, Professor Peter Weibel der Kommissär, Doktor Peter Wittmann derjenige, der nicht Minister, aber Staatssekretär war, Magister Viktor Klima der Kanzler, und gegeben wurde ein prügelharter, dickleibiger Katalog über die Wiener Gruppe. Ein Doppler an Dokument, und man konnte förmlich mit Händen greifen, wie die Biennale-Besucher das Volumen vielfältig von den Paletten schaffen, es durch die Pavillons, über die Brücken, in ihre Hotels schleppen, um seiner überdrüssig zu werden und es am Nachtkasten, statt Trinkgeld, liegen lassen, wo es dann zum Personal hinüberwandert und schließlich als Rache für Solferino in den Haushalten der Serenissima landet. Wo war ich? Ach ja, Palazzo Labia. Eine bekannte Persönlichkeit des kulturellen Geschehens war mit Frau und Freundin vor Ort, welche auf zwei Tischen verteilt waren, so dass sich die Persönlichkeit schier zerriss, um nur keine zu bevorzugen. Vietato fumare herrschte auch, doch das war allen kunstbetriebsnotorisch egal, mir selbstverständlich ebenso, und ich darf für mich in Anspruch nehmen, dass es mir gelungen ist, Fresken von Giambattista Tiepolo einzuräuchern. Im Palazzo Labia gibt es die Geschichte von Antonius und Kleopatra an der Wand, der Feldherr ist zu Besuch, und die Königin lässt Perlen servieren, in Essig gelöst, wir kennen das von Asterix. Ach ja, Perlen. Jetzt also wieder eine Einladung. „Campo Bella Vienna“ nennt sich in bestem Kakanisch der Schauplatz, offenbar hat man ihn zur Feier des Abends umbenannt, er liegt gleich hinter Rialto, an den Fischhallen mit Blick auf den Canal. Guter Ort, sicherlich. „Das Eröffnungsfest ist frei zugänglich!“ steht auch noch auf der Karte, mit Ausrufezeichen. Frei und zugänglich gibt man sich die Ehre, und wer einmal in Venedig ist in diesen Tagen, wird vorbeikommen! Unbedingt! Da muss ich auch hin!
Mehr Texte von Rainer Metzger

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