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Neue Bescheidenheit in New York

Die Idee einer neuerlichen Rekordsaison hatte man aus mehrerlei Gründen im Laufe des Jahres 2008 bereits zu Grabe getragen. In bestimmten Segmenten war klar, der Peak ist erreicht und mit ihm auch eine gewisse Sättigung des Marktes. Akquisitionen wurden auch angesichts des grassierenden Rekordtaumels immer schwieriger, schon weil parallel die Erwartung der Einbringer stieg. So problematisch wie derzeit, scheint das Thema Akquisition für Auktionshäuser aber seit einem Jahrzehnt nicht mehr gewesen zu sein. Darüber dürfen auch die aktuell gut bestückten Kataloge nicht hinweg täuschen. Viele der versierten Sammler haben in der gegenwärtig angespannten Situation schlichtweg keine Lust ihre Qualitätsware auf den Markt zu bringen, schon weil man sich zeitgleich kaum mit Ebenbürtigem eindecken kann. Das Justieren von Sammlungen wird wohl verschoben. Andere, die womöglich aus existenziellen Gründen dringend verkaufen müssten und womöglich sogar die eine oder andere Einbuße hinnehmen würden, tja, die wollen das nicht in aller Öffentlichkeit, die der Auktionsmarkt eben so mal mit sich bringt. „Collection Management Opportunity“ betitelt Christie’s ein derzeit lanciertes Service, das Updates für Schätzungen und die Vermittlung von Verkäufen abseits des Auktionsgeschehens (Privat Sales) offeriert. Wie praktisch, dass man mit Haunch of Venison und damit konzernintern längst den Fuß in der Tür der dieserart etwas diskreteren Galerien- bzw. Händlerszene hat. Der Markt ist ein komplexer Patient Der Markt laboriert dieser Tage eben an unzähligen kleineren und größeren Wehwehchen, deren Behandlungserfolg in den Sternen steht: Angesichts dieses besonders komplexen Patienten fehlen einfach die Erfahrungswerte und damit konkrete Therapiemaßnahmen, damit der derzeit eher auf die Metropolen eingeschränkten Infekt nicht pandemieartige Züge annimmt. In New York steht Vom 5. bis 14. Mai gewissermaßen die nächste Zwischenuntersuchung an. Anfang des Jahres absolvierten die Sparten Impressionist & Modern Art (London) sowie Old Masters (New York) ihren ersten relevanten Check. Das Resultat fiel – auch wegen der deutlich reduzierten Angebotsformationen – deutlich besser aus als befürchtet. Und dies federte den Abrutsch des weltweiten Preisgefüges ab, das im ersten Quartal 2009 nur um zehn Prozent, gegenüber 30 Prozent in 2008, sank. Der Auftakt obliegt aktuell und wie stets der etablierten und in der jungen Saison bisher ganz passabel nachgefragten Riege der Impressionisten & Moderne (5. bis 6. Mai), gefolgt von den angeschlageneren Vertretern Contemporary & Post War (12.-14. Mai). Repräsentativ dafür die bei den renommierten Evening Sales ins Rennen geschickten Formationen, die eine ganz neue und gegenüber den Vergleichsauktionen 2008 ungewohnte Bescheidenheit spiegeln: Bei Impressionist & Modern Art will Sotheby’s mit 36 Kunstwerken um die 80 Millionen Dollar einspielen (2008: 41 Besitzerwechsel für 235,33 Mio), Christie’s mit 50 wenigstens 94 Millionen Dollar (2008: 44 Besitzerwechsel für 277,27 Mio). Bei Contemporary & Post war gibt man sich besonders genügsam, Christies schickt 54 Positionen mit einer Vorgabe zwischen 71 und 104 Millionen Dollar an den Start (2008: 54 Besitzerwechsel für 348,26 Mio). Sotheby’s schickt ein Grüppchen von 49, die zwischen 52 und 72 Millionen Dollar einspielen soll – und das wird dem Chronikschreiber des Unternehmens vermutlich die Tränen in die Augen treiben: 2008 durfte der nach nur 73 Zuschlägen mit stolzen 362 Millionen Dollar nämlich das beste Ergebnis dieser Sparte jemals notieren. Aber das ist wie Vieles längst Geschichte.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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