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Art Paris: Die Artparis als Konjunktubarometer

Als Erster ins Rennen gehen zu müssen, hat Vor- und Nachteile. Die Teilnehmer der Artparis gehen denn auch mit einer Portion Zweckoptimismus an ihr Werk im lichtdurchfluteten Grand Palais. Direktorin Caroline Clogh-Lacoste weiß: „Als erste Messe des Jahres sind wir eine Art Barometer.“ Sie ist davon überzeugt, dass ihre Veranstaltung ein positives Signal aussenden wird, denn „wir bewegen uns nicht in seinem spekulativen Markt, sondern in einem sehr stabilen Sammlermarkt.“ Angesprochen auf die chinesische Kunst, von der hier viel zu sehen ist und deren Heimatmarkt gerade darnieder liegt, erklärt sie, dass anders als etwa in China weiterhin gekauft werde, weil es den hiesigen Sammlern eben nicht ums schnelle Geld gehe. Ernst Hilger aus Wien, der hier seit drei Jahren teilnimmt, „seit die Fiac nach 25 Jahren keinen Platz mehr für uns hatte“, kann dem nur zustimmen: „Hier gibt es viele Sammler, die die Karriere ihrer Künstler ein Leben lang begleiten und immer wieder etwas kaufen. Das gibt es in Frankreich viel mehr als bei uns.“ Ein einheimischer Stammkunde kaufte auch gleich ein Handvoll Collagen von Errò. Schon vorher hat der Galerist ein Gemälde von Mel Ramos für 190.000 Euro an einen Kollegen abgegeben. Georg Nothelfer aus Berlin, früher ebenfalls auf der Fiac freut sich: „Bisher ist die Vernissage die bestbesuchte, was die Sammler angeht, die aus ganz Europa im Minutentakt an den Stand kommen.“ Gelohnt hat sich die Anreise für ihn jedenfalls – ein Gemälde von Karl Otto Götz aus dem Jahr 1963 hat für einen Preis zwischen 80.000 und 90.000 Euro einen neuen deutschsprachigen Besitzer gefunden. Einige einheimischen Großgalerien sind auf beiden Veranstaltungen vertreten. Zu ihnen gehört die Galerie Daniel Templon, deren Inhaber mit dem Verlauf der Vernissage recht zufrieden ist. „Paris ist nicht tot“, erklärt er. „ Die Stadt lebt. Die Leute kaufen zwar nicht mehr für 100.000 und 200.000 Euro. Aber sie kaufen für 10.000, 20.000 oder 30.000 Euro.“ Damit spricht er ein echtes Problem an, das bekanntlich nicht nur den Franzosen zu schaffen macht. Die Sammler streiken zwar nicht, sind jedoch nicht mehr so freigiebig wie in den letzten Jahren. Das ist nicht allein Problem der Artparis. Die auf Fotografie spezialisierte Pariser Galeristin Esther Woerdehoff ist mit dem Line-Up der Messe nicht ganz zufrieden: „Das Niveau ist ein bisschen unausgeglichen. Die Messe hat noch nicht ausschließlich die Aussteller, die sie verdient hätte.“ Das offensichtliche Qualitätsgefälle der Messe liegt auch daran, dass einige renommierte Teilnehmer - mitunter kurzfristig - abgesprungen sind, unter ihnen die einheimischen Galerien 1900/2000 und Di Meo sowie Mauroner (Salzburg/Wien). Direktorin Caroline Clogh-Lacoste gibt auch zu, dass der Anteil internationaler Galerien krisenbedingt um zehn Prozentpunkte auf ein knappes Drittel abgenommen hat. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich die Messe in einer Umbruchphase befindet und alle darauf warten, dass Lorenzo Rudolf frischen Wind in die Veranstaltung bringt. Obwohl dieser bisher hartnäckig schweigt und lediglich darauf verweist, dass er bei Luxrule, dem Besitzer von Artparis und Artparis Abu Dhabi, für neue Formate in den Neuen Märkten zuständig sei. Mit Besuch und Umsatz zeigen sich bisher die meisten Aussteller der aktuellen Ausgabe zufrieden. Allerdings, „am Montag wird der Strich gezogen“, meint man bei Forsblom aus Stockholm. Denn zu Beginn ist noch nicht allzuviel passiert. Man hat es ja auch nicht mehr eilig und kann sich Zeit lasen. Sein Flugzeug wird hier kaum jemand verpassen. Der Anteil der ausländischen Besucher ist gering. Das sei ein internationaler Trend, meint man bei der Galerie Guy Pieters aus dem belgischen Knokke: Mit den vielen Messen weltweit werden die einzelnen Veranstaltungen immer lokaler.“ Dadurch bleibt Raum für Ungewöhnliches: Erstmals ist auf dieser Ausgabe die Pariser Galerie Slomka zugelassen. Hier ist Kunst von Comiczeichnern zu sehen. Das hat sehr wohl seine Berechtigung, nicht zuletzt weil die „neunte Kunst“ in Frankreich seit jeher einen viel höheren Stellenwert hat als anderswo. Moebius etwa genießt über 30 Jahren Kultstatus, und nicht nur seine Gemälde bilden einen kraftvollen europäischen Kontrast zu den asiatischen Manga-Derivaten, die in den letzten Jahren den Kunstmarkt erobert haben.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Paris
18 - 23.03.2009

Art Paris - Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
http://www.artparis.fr/


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