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Liga der Güte

Rekorde: Große an der Seine, kleine an der Donau Was für eine Woche, ist man als Kunstmarktbeobachter geneigt zu brüllen. Denn allem Bangen zum trotz haben die jüngsten Auktionen bewiesen, für Qualität sitzt das Geld locker. Trotz der miesepetrigen weil rezessionsgeschwängerten Stimmung. Wer tatsächlich gehofft hatte, in Paris oder Wien Schnäppchen zu ergattern, der wurde in einer gewissen Güteliga sehr eindrücklich eines Besseren belehrt. Dem Vernehmen nach etwa auch Herbert Liaunig, der an einigen Objekten aus der Sammlung Yves Saint Laurents und Pierre Bergé Interesse gehabt haben soll. Bei jedem einzelnen sei der Kärntner Unternehmer und Kunstsammler dann allerdings überboten worden. Kauffreude in Wien Selbst so manchem Wiener Kunsthändler ging während der rasanten Gebotsschritte im Rahmen der 72. Kunstauktion am 24. Februar „im Kinsky“ die budgetäre Luft aus – und internationale wie lokale Sammler zogen siegreich vom Schlachtfeld. Etwa für Rudolf von Alts herrliche Ansicht des Konstantinbogens, sowohl Kovacek Spiegelgasse als auch Giese & Schweiger mühten sich vergeblich ab, bei 160.000 Euro (Kaufpreis 198.992) fiel der Hammer zugunsten eines privaten Saalbieters. Ernst Klimts „Drei Musen“, der Entwurf zu einem Ausstellungsplakat von 1892, überstieg die angesetzte Taxe von 35.000 bis 70.000 Euro flotten Schrittes, übers Telefon wechselte das Gemälde Gustavs jüngeren Bruders für den Künstlerweltrekord von 190.000 (237.500) in eine Sammlung nach Griechenland. Am Ende des Abends notierte Otto-Hans Ressler nach einer Absatzquote von 68 Prozent einen Umsatz von 5,6 Millionen Euro, wovon rund 800.000 Euro über Zuschläge unter Vorbehalt noch nachverhandelt werden müssen. Wiens Pessimistenszene hatte dieser Performance nicht mehr viel zu entgegnen. Teuerste Privatsammlung der Welt In internationalen Maßstäben gemessen kommt dieses Ergebnis freilich einem besseren Taschengeld gleich, und das führte Christie’s in imposanter Manier in Paris vor. Ein solches Evenément hat die französische Metropole seit Jahrzehnten nicht erlebt. In einem dreitägigen Auktionsspektakel gelangte vom 23. bis inklusive 25. Februar die in fünf Jahrzehnten von Pierre Bergé und Yves Saint Laurent aufgebaute Sammlung zur Verteilung. Dabei waren die 733 angebotenen Kunstwerke nur der erste, aber wesentliche Teil dieser Kollektion. Nach sechs Auktionssitzungen im Grand Palais verbuchte man einen Gesamtumsatz von 373,94 Millionen Euro für insgesamt 594 Besitzerwechsel. Niemals zuvor hatte eine Privatsammlung ein solches Auktionsergebnis eingespielt. Den höchsten Zuschlag notierte man bereits am ersten Tag bei 35,9 Millionen Euro, die ein anonymer Bieter für Henri Matisse 1911 ausgeführtes Gemälde „Les coucous“ bewilligte – 1979 hatte es bei Christie’s in London bei 190.000 Euro die letzte Runde auf dem Auktionspartkett gedreht. China beansprucht Brunnenfiguren Am letzten Abend hatten sich auch Pekinger Anwälte im Grand Palais eingefunden, vielleicht – so wohl die Idee – könnte man ja den Käufer der im Auftrag der chinesischen Denkmalbehörde beanspruchten beiden Brunnenfiguren aus dem 18. Jahrhundert auf frischer Tag ertappen. Den beim französischen Gericht war man abgeblitzt. Seit Wochen schrammten alle Beteiligten an einer diplomatischen Krise vorbei. Auch, weil sich Pierre Bergé – zusammen mit Yves Saint Laurent hatte er jahrelang die für miserable Arbeitsverhältnisse bekannte chinesische Textilindustrie beraten – zu einem provokativen Statement hinreißen ließ: Er würde die Ratte und den Hasen unentgeltlich retournieren, sofern China die Menschenrechte einführen würde. Für die beiden aus einem Ensemble von ehemals zwölf während des zweiten Opiumkriegs geraubten Bronzen erteilte Christie’s Auktionator Francois de Ricqles schließlich einem Telefonbieter den Zuschlag – der für die Wasserspucker je 14 Millionen Euro (15,74 Mio) bewilligt hatte. www.christies.com www.imkinsky.com
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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