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Palm Beach - The American international Fine Art Fair: Gediegen frieren

In Florida verweigert die Sonne gerade ihren gewohnten wärmenden Winterdienst. Doch ist das in Palm Beach kein Grund für trübe Stimmung. Die meisten Händler der American International Fine Art Fair sind nach den ersten Tagen sogar recht guter Dinge. Offensichtlich hat es der Messe gut getan, dass die Gründer Lee Ann und David Lester sie von dmg World Media aus Chicago zurück gekauft haben. Zumindest die Besucherzahlen stimmen jetzt wieder. Die Verkäufe verlaufen allerdings etwas schleppend. Das war nicht anders zu erwarten, nachdem der Madoff-Skandal besonders Anleger aus Palm Beach und New York getroffen hat, was hier weitgehend deckungsgleich mit der Händler-Klientel ist. Das Geld sollte also nicht mehr so locker sitzen. Thema ist das in den Gesprächen zwischen Galeristen und Sammlern jedoch nicht. Die Galerie Thomas aus München weiß lediglich zu berichten, dass ein langjähriger Kunde mit Hinweis auf die allgemeine Situation diesmal 'nur' für 200.000 Dollar gekauft habe. Die in diesem Jahr nicht ganz so dominant präsenten Juweliere sollen hingegen schon gute Geschäfte gemacht haben. Der New Yorker Tiffany-Spezialist Macklowe konnte sein Prunkstück, einen Leuchter vermitteln. In den USA ist der Kunstbegriff eben etwas weiter gefasst als im Alten Europa. Künstler, die außerhalb der USA praktisch unbekannt sind, können hier Millionenpreise erzielen. Die Adelson Galleries (New York) etwa vertreten die Familie Wyeth in drei Generationen. Ihr Spitzenstück ist ein Aquarell von Andrew Wyeth aus dem Jahr 1978, das 8 Mio. Dollar kostet. Eine Gemälde des Dynastiegründers Newell Convers Wyeth hat bereits am zweiten Tag für einen Millionenbetrag einen neuen Besitzer gefunden. Damit kommt es an die teuersten Werke aus dem Bereich Alte Meister und Klassische Moderne heran, die hier zu sehen sind. Zu deren Highlights gehört das monumentale Gemälde Alma Parens von William Adolphe Bouguereau, dessen Marktgeschichte in die Zeit passt: Das früher einmal Sylvester Stallone gehörende Bild hatte die Galerie M. S. Rau aus New Orleans vor zwei Jahren an einen Amerikaner verkauft, der jetzt dringend Geld benötigte. Der Händler hat es zurück gekauft und bietet es für 6,45 Mio. Dollar an, was gleich zwei chinesische Milliardäre dazu veranlasst haben soll, jeweils mit dem Privatjet zur Messe einzufliegen. Auf diese glücklichen Fügungen des Marktes, die wie Märchen aus besseren Zeiten klingen, vertrauen allerdings die wenigsten. Bei Adam Williams (New York) und Moretti (Florenz/London/New York) baut man eher auf die Beständigkeit der Museen, die in der Vergangenheit für rund die Hälfte des Umsatzes gut waren. Aus diesem Grund hängt das Gemälde Pyramus und Thisbe zu Preis von 950.000 Dollar an der Kojenwand. Die tragische Liebesgeschichte dürfte nicht nur in Florida kaum an Privat zu vermitteln sein. Ob die arg durch Sponsorenausfall gebeutelten amerikanischen Museen so freigiebig sind wie früher, wird sich zeigen. Wenigstens hat Williams schon eine kleine Madonna mit Kind von Giovanni Battista Salvi, genannt Sassoferrato am Morgen der Eröffnung telefonisch für einen niedrigen sechsstelligen Betrag an einen amerikanischen Sammler verkauft. Auf Privatkunden hoffen hingegen die meisten anderen Kollegen und haben sich zum Teil mächtig ins Zeug gelegt. Jacques Bailly, der bei deutschen Auktionen queerbeet durch die Epochen kauft, hat sich zu einer nur scheinbar gewagten Soloshow mit Gemälden von Jean Dufy entschlossen. Der Pariser nimmt bereits seit vielen Jahren an der Messe teil und weiß, dass der Maler hier sehr beliebt. Er glaubt daher zu wissen, dass es für die Werke mit Preisen zwischen 18.000 und 165.000 Dollar rege Nachfrage geben wird. Dessen sind sich auch Wienerroither & Kohlbacher aus Wien sicher. Ihr zeichnungslastiges Angebot wird zwar bisweilen von Champagnertrinkerinnen mit Kommentaren wie „I want color“ ostentativ ignoriert. Doch die durchaus ebenfalls auf der Vernissage vertretenen Kenner von Klimt und Schiele sind überaus dankbar für die hierzulande rare Ware. Bei Richard Green aus London setzt man auf die Parole 'Buy British': „Die Dollarstärke macht Käufe bei britischen Händlern aktuell sehr günstig. Wir hoffen, dass die Sammler das realisieren.“ Wahr ist an dieser sehr britischen Interpretation der Wechselkursrelationen, dass das Pfund im Verhältnis zum Dollar günstig ist. Wahr ist aber vor allem, dass die in Palm Beach gezeigte Kunst weniger konjunkturanfällig sein dürfte als die meisten anderen Geldanlagen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Palm Beach - The American international Fine Art Fair
04 - 08.02.2009

Palm Beach
33401 Palm Beach, Convention Center
http://www.palmbeachfair.com
Öffnungszeiten: 12-19 h


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