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Art Brussels 2009: Frischblut und Erwartung

Wenn eine Kunstmesse zu rund einem Viertel mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besetzt ist, findet sie wahrscheinlich in Belgien statt. Die Art Brussels ist die größte Leistungsschau für Zeitgenössische Kunst im Benelux-Raum und strahlt weit darüber hinaus. Barbara Gladstone aus New York, die ihre europäische Dependance gerade nicht in London, Paris oder Berlin, sondern eben in Brüssel eröffnet hat, meint: "Viele Leute kommen durch Brüssel - Sie wären überrascht." Ursula Krinzinger aus Wien sieht sich in Brüssel ebenfalls gut aufgehoben. Sie teilt sich einen Stand mit der Galleria Continua aus San Gimignano, die für ihre großen Auftritte bekannt ist. In Belgien zeigen beide gemeinsam eine Videoarbeit (25.000 Euro) sowie eine Vitrine (100.000 Euro) von Hans op de Beeck. Die Italiener präsentieren zusätzlich noch in Zusammenarbeit mit dem SMAK eine monumentale Arbeit aus totem Pferd von Berlinde de Bruyckere. Solche Mühe lohnt sich in Brüssel nicht nur deshalb, weil Kollege Tucci Rosso mit der Installation „Pre-Retroscope V (Lea River Journey 2008)“ den Illy-Preis für seinen Künstler Conrad Shawcross geholt hat. Viel wichtiger ist die ausgeprägte Sammelleidenschaft der Belgier. „Das Verhältnis von Sammlern zu Einwohnern ist wahrscheinlich das höchste in der Welt“, meint Max Estrella aus Madrid. Er möge vor allem, dass die Belgier ihren Künstlern treu blieben und deren ganze Karriere begleiteten. Ob das auch in der Krise stimmt, wird er wie seine Kollegen allerdings erst nach der Messe wissen. Die einheimische Größe Xavier Hufjkens will von einer Flaute für sich noch nichts gespürt haben. Die beträfe wohl eher den Sekundärmarkt. Sein Kollege Rodolphe Janssen gibt hingegen zu, dass die einzelnen Sammler jeweils weniger kaufen und sich mit ihrer Entscheidung mehr Zeit lassen, aber immerhin kaufen sie. Jiri Svestka aus Prag macht hingegen europaweit eine schlechte Marktlage aus. Allerdings seien die Präferenzen der Sammler, die immer noch aktiv sind, verschieden. In seiner Heimat setze man eher auf sichere Positionen der Klassischen Moderne, während in Westeuropa immer noch Nachwuchssammler junge Kunst kauften. Das bestätigen Figge von Rosen aus Köln, die bereits am Eröffnungstag eine Arbeit von Sarah Ortmeyer verkauft haben – nach Deutschland. Dort findet gerade die Art Cologne statt. Sowohl bei den Machern der Art Brussels als auch von vielen Galeristen wird der parallele Termin als schädlich betrachtet, vor allem für Köln. In der Abteilung Young Talents fällt die große Anzahl deutscher Galerien auf, besonders aus Berlin. Olaf Stüber ist einer von ihnen. Er weiß zwar, dass belgische Sammler bei einem Erstaussteller in der Regel nicht kaufen, doch er ist „darauf eingerichtet: die Erwartungen nicht zu hoch schrauben und durchhalten.“ Der Disziplin dürften in dieser Hinsicht die Entwicklungen in Berlin durchaus förderlich sein. Da die großkalibrigen Renegaten aus der Bundeshauptstadt ab Herbst wieder am Artforum Berlin teilnehmen, bleibt zwangsläufig weniger Platz für den Nachwuchs. So kommt Brüssel unverhofft zu hippem Nachschub an Frischblut.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels 2009
24 - 27.04.2009

Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de Belgique, 1, Halls 5 & 6
Tel: 0032-2-402-36-66
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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