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TEFAF 2009: Tulpenpracht am Trafalgar Square

Die Umsätze sind gut, aber nicht bei uns. Solche Wortmeldungen sind bei der soeben (22. März) zu Ende gegangenen TEFAF (The European Fine Art Fair) nicht die große Ausnahme geblieben. Die Privatklientel sei deutlich weniger entscheidungsfreudig, die Preise würden so hart verhandelt, dass so manch einer der 239 Aussteller gerade noch den Einkaufspreis lukrierte, genau den, den man für Qualität noch in der Blütezeit und vor dem wirtschaftlichen Querelen bezahlen musste. Immerhin befindet sich dann wieder Geld in der Kriegskasse, ein kleiner Trost, auch um wenigstens kostendeckend die Heimreise anzutreten. Premiere für Design Und doch, für andere war es die beste Messe seit Jahren, als solche bezeichnete sie etwa der aus Wien angereiste Roman Herzig (Galerie St. Lucas), der sich nicht nur von zwei Landschaftsstücke Ferdinand Georg Waldmüllers und einem Kinderportrait von Friedrich von Amerling trennte. Auch Gegenüber, am Stand von Konrad Bernheimer, lief offiziell alles perfekt, reichte man doch gleich am ersten Wochenende Peter Paul Rubens Porträt eines jungen Mannes für knapp fünf Millionen Euro weiter. An der Hinterseite, im gleichen Kojenblock, trennten sich die Münchener Daxer & Marschall von 18 Leinwand-Schützlingen, in guten Jahren lag der Spitzenwert hier bei 40. Das außergewöhnliche Porträt des Malers Eduard Bendemann von Amerling – es zeigt die Gegensequenz zu einem Amerlingportrait – aus dem Jahr 1837 und von Bendemann ebenfalls in die feuchte Ölmalerei signiert, wird für 55.000 Euro wohl eher in den Wochen nach der Messe eine neue Heimstatt finden. Eine Premiere absolvierte die Sektion Design. Leider etwas unglücklich im oberen Stockwerk untergebracht, nahmen nicht alle Besucher diese Hürde in Form von Stiegen. Jene die es taten, bedienten sich auch im Hochpreissegment: Innerhalb der ersten Öffnungsstunden ließ ein europäischer Sammler bei Francois Laffanours Galerie Downtown kolportierte 400.000 Euro für einen Brunnen des belgischen Designers Pol Bury springen. Teure Akquisition wurde zum Problem Etwas mehr Zurückhaltung bekam die Sektion Moderne zu spüren, ungeachtet dem mit 3,5 Millionen Euro dotierten Verkauf eines Basquiats, den sich Juwelier Laurence Graff bei Van de Weghe Fine Art (New York) für seine Privatsammlung einverleibte. Auch hier kämpfte man mit dem Problem, einen Großteil der Ware in der Hochkonjunktur und zu teils aus gegenwärtiger Sicht überteuerten Preisen akquiriert zu haben. In anderen Fällen geht es um Kommissionsware, bei der Kunsthändler weniger flexibel in der Preisgestaltung sein können, als ihnen womöglich lieb ist. Etwa bei Richard Nagy, bei dem Egon Schieles Gemäldefragment „Mutter und Kind“ aus dem Warenbestand von Wienerroither & Kohlbacher gastierte. Noch im Herbst hatte das Wiener Händlerduo dafür 9,5 Millionen Euro veranschlagt, bei der TEFAF stand es für 8,5 Millionen im Angebot – in Salzburg könnte die Verhandlungsbasis für das Bild im Rahmen der Residenz (Messe für Kunst und Antiquitäten, 4. bis 13. April) vielleicht schon bei acht Millionen liegen. Entspannte Atmosphäre herrschte am Trafalgar Square benannten Platz, der nicht nur mit Tulpenpracht lockte: Bei Thomas Salis – neben Roman Herzig (Galerie St. Lucas, Wien) und Debütant Wolfgang Bauer (Bel Etage, Wien) der dritte Teilnehmer aus Österreich– wechselte während der Messe u.a. ein Vlaminck, ein Poliakoff und ein Sérusier den Besitzer. Für sein Highlight, das wohl ursprünglich als Raumteiler genutzte und auf geblümtem Stoff gemalte „Interieur“ von Max Pechstein (980.000 Euro) steht er bereits in Verhandlungen mit der National Gallery Washington. Trotz Besucherrückgang (um 7,7 Prozent) vermeldete die TEFAF – seit Jahren einer der entscheidenden Höhepunkte zum Saisonauftakt – durchaus auch Rekorde: Mit 239 Ausstellern die bislang umfangreichste Teilnehmerformation, und – mit 222 Museen aus 30 Ländern (2008: 100 Museen aus 15 Nationen) das stärkste institutionelle Aufkommen jemals.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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TEFAF 2009
13 - 22.03.2009

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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