Olga Kronsteiner,
Was kann Berlin von Wien lernen?
Dieser und anderen Fragen stellt sich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in der heutigen (12. April 2002) Ausgabe der deutschen Tageszeitung \"Die Welt\". Denn aus Berliner Sicht herrschen in Wien paradiesische Zustände. Zwar seien die großen Wiener Kultureinrichtungen zur Sparsamkeit aufgerufen, seien aber anders als in Berlin nicht in ihrer Existenz gefährdet.
\"Die Stadt bezahlt – und die Stadt profitiert\", erklärt Mailath-Pokorny (SPÖ) das Prinzip, das sich allein für Wien in einem Kulturetat mit rund 176 Millionen Euro beziffert. Hier finanziert der Bund das Burgtheater sowie die Staats- und Volksoper komplett, unterstützt repräsentative Museen und beteiligt sich zusätzlich an den Kosten für andere Einrichtungen.
In der Kulturhauptstadt herrsche der Grundkonsens in Kultur zu investieren, ortet Mailath-Pokorny den Unterschied zu Berlin, der sich aktuell im \"höchsten Kulturetat in der Geschichte\" zu Buche schlägt. Damit sollte ein politisches Signal gesetzt werden, schon weil \"die konservative Bundesregierung massiv bei der Kultur gekürzt hat\".
Gleichzeitig bedarf es auch immer des öffentlichen Druckes. \"Wenn einmal Theaterschließungen akzeptiert sind\", so Mailath-Pokorny, sei dies schon der erste Schritt, um andere \"Kultureinrichtungen zuzusperren\" und dies sei in Wien \"als generelle Linie ausgeschlossen\".
Die budgetäre Verantwortung teilweise an private Sponsoren weiter zu reichen, davon hält der seit einem Jahr amtierende Kulturstadtrat wenig, \"schließlich ist Kultur genauso eine öffentliche Aufgabe wie die Feuerwehr, die Sicherheit oder die Wasserversorgung\".
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