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Vom Mythos der Antike: Seipels Lieblingsstücke

Zum Abschiedsgeschenk nach 18 Jahren als Generaldirektor des KHM macht Wilfried Seipel uns und vor allem sich selbst die Ausstellung „Mythos der Antike“. Die Protagonisten der subjektiv zusammengestellten Schau sind Götter, Halbgötter, Helden und Menschen. Sie bevölkern die unterschiedlichsten Objekte der insgesamt 45 Katalognummern: Bilder, Tapisserien, eine antike Amphore, einen römischen Sarkophag uvm. Noch einmal hat Seipel die Kollegen aus den ausländischen Partnerinstitutionen um hochkarätige Leihgaben zur kurzfristigen Ergänzung des hauseigenen Bestandes gebeten. Die Sammlung ist ein sehr persönlicher, kunstbezogen-philosophischer Rückblick auf Seipels Leben, auf seine Studien, seine Tätigkeiten, seine Erfolge, aber auch Misserfolge. Werke, die ihn begleitet, die ihm Sorgen verursacht haben, die ihm Quell der Freude, Ausgangspunkt für Betrachtungen waren. Eine interessante Achse bilden „Die drei Philosophen“ von Giorgione, die zugleich die drei Lebensalter darstellen, mit dem „Mars“ von Diego Velázquez aus dem Prado. Der Kriegsgott ist hier in die Jahre gekommen, seine Waffen liegen vor ihm auf dem Boden, müde und melancholisch sinnt er, auf der Bettkante der Venus ruhend, Vergangenem nach. Ein bisserl würde Mars ja Seipel ähneln, würde letzterer noch Schnauzbart tragen. Aber so scheint jede Ähnlichkeit nur Zufall zu sein. Des Hausherrn zwei absolute Lieblingsbilder flankieren die zentral positionierte „Saliera“ von Benvenuto Cellini, die nach fast drei Jahren „Odyssee“ und zweijähriger Restaurierung wieder zu sehen ist. Sie ist auf Hasenauers Sockel von 1891, von dem sie später entfernt wurde, „neu“ positioniert und doppelt verglast. Dahinter hängt eine Tapisserie mit dem „Tod des Adonis“. Das „Programm“ der Ausstellung lässt aufhorchen, wirkt sehr egozentrisch und selbstbewusst. Irgendwie passt es aber zu dem Mann, der immer seine Pressekonferenzen damit begann, dass eine Ausstellung in DER Zusammensetzung „noch nie“ präsentiert worden wäre, dass Objekte einer fernen Sammlung „noch nie“ zuvor im Ausland gezeigt wurden und das KHM das erste Museum sei, dass diese Leihgaben bekäme etc. Es ließe sich fortsetzen, dass im KHM ein scheidender Generaldirektor „noch nie“ eine so persönliche Exhibition zusammengestellt hat in der er Facetten seines Wesens offenbart, die bisher unbekannt an ihm waren. Er zeigt sich hier komplett. Objektiv betrachtet ist die Schau aber doch eine Perlenkette aus Kleinodien.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Vom Mythos der Antike
04.12.2008 - 01.03.2009

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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