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Auf goldenem Grund. Italienische Malerei zwischen gotischer Tradition und dem Aufbruch zur Renaissance.: Warum in die Ferne schweifen?

Noch bis Ostern haben wir in Wien, im Liechtensteinmuseum, die Chance uns Unterricht in Sachen mittelalterlicher und Renaissancemalerei geben zu lassen. Ein didaktischer Teil führt in die Techniken der „Goldgrundmalerei“ ein und wir erfahren über die bevorzugten Hölzer Pappel und Linde, über Pastigliatechnik, die Schwarzfärbung von einst Silber glänzenden Partien und dem „Drachenblut“ genannten Baumharz. Der andere Teil ist eine kleine zeitliche und geographische Reise zu rund 50 Werken italienischer Künstler des 14. bis 16. Jahrhunderts, die wir mit jedem Schritt vollziehen. Genauer gesagt geht es um jene Periode zu der in Mittelitalien (Zentrum waren die Städte Siena und Florenz) der Übergang von der Gotik zur Renaissance vollzogen wurde. Damals waren die sienesischen Maler noch dem byzantinischen Stil verhaftet und versahen die sakralen Bilder mit goldenem Hintergrund, während sich im rivalisierenden Florenz bereits ein Wandel abzeichnete: Die menschlichen Figuren wurden realistischer dargestellt und unterwarfen sich zunächst der Parallel- später der Zentralperspektive. Für den Hintergrund entdeckte man die Natur als Bühne des Geschehens und schätzte diese schließlich mehr als den Glanz des Metalls. Doch war es gerade ein sienesischer Meister – Ambrogio Lorenzetti – der die erste auf Wirklichkeitsbeobachtung basierende Landschaftsdarstellung verwirklichte. Goldgrundbilder sind in der Liechtenstein’schen Sammlung seit Fürst Johann II (1840/1858-1929) zu finden und in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, nicht jedoch in der ehemals „kaiserlichen Sammlung“, d.h. im Kunsthistorischen Museum. Die Partner der Private Art Collections und die Pariser Galerie Sarti liehen Objekte für diese Ausstellung. Ein wenig ungewöhnlich scheint zunächst die hohe Anzahl aus Pariser Provenienz, die mit zwei Drittel angegeben wird. Sie wirft die Frage auf, ob es sich „nur“ um Leihgaben aus einer „temporären Sammlung“ handelt oder gar um eine „verdeckte Verkaufsausstellung“. Andererseits erhalten die Mitglieder der Elite Group den Museumsbetrieb. Giovanni Sarti ist einer dieser exklusiven Antiquitätenhändler. Und Sponsoren möchten einen Gegenwert haben. Fazit: wenige Wochen hat man in Wien die seltene Gelegenheit hochwertige Tafelbilder aus einer kunsthistorisch bedeutenden Zeit miteinander vergleichen zu können und sie mit weiteren Objekten - vergoldeten Cassoni (Hochzeitstruhen), zwei Tondi von della Robbia und diversen Schriften - in einen Kontext zu stellen.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Auf goldenem Grund. Italienische Malerei zwischen gotischer Tradition und dem Aufbruch zur Renaissance.
12.12.2008 - 14.04.2009

Liechtenstein Museum (geschlossen)
1090 Wien, Fürstengasse 1
Tel: +43 / 1 / 319 57 67 - 252, Fax: +43 / 1 / 319 57 67 - 255
Email: info@liechtensteinmuseum.at
http://www.liechtensteinmuseum.at
Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag 10.00–17.00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag geschlossen


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