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Garantierte Rekorde

Diese Woche haben die Sparten Impressionist & Modern Art (trotz Präsidentschaftswahl) am Hudson ihren Auftritt. Bisweilen sorgen Nachrichtenagenturen mit verknappten Meldungstiteln für Konfusion. Freilich, nicht eine ganze Auktion hatte Sotheby’s vergangene Woche absagen müssen, lediglich ein Werk von Bestseller Pablo Picasso war von einem nervösen Verkäufer zurückgezogen worden. Aber, bei „Arlequin“ handelte sich tatsächlich um eine relevante Arbeit aus dem Oeuvre des Künstlers, ja, nicht wenige hatten für das auf 30 Millionen Dollar taxierte kubistische Meisterwerk auf einen neuen Rekord gehofft. Für die Experten des Departments war es dennoch eine bittere Pille, ein womöglich den Markt völlig verunsicherndes Zeichen. Wenn man allerdings im Kampf um Hochkaräter dermaßen die Hosen runter lässt, dann muss man auch mit den Konsequenzen leben können. Die Erben des Nachlasses von Enrico Donati hatten laut „New York Times“ sowohl mit Christie’s als auch Sotheby’s verhandelt, letztere ließen sich zu einer Klausel breit schlagen, die den Verkäufern exakt dieses Recht einräumten, das Werk bei unsicherer Marktlage und ebensolcher Ausgangsoption zurückzuziehen. Garantien im Wert von rund 200 Millionen Dollar Montagabend (3. November) brachte Sotheby’s also den renommierten Evening Sale hinter sich. Immerhin hatte man ja auch eine stattliche Anzahl anderer Rekordanwärter versammelt, die allerdings nur teilweise ihren Erwartungen gerecht werden konnten. Für elf der 70 Positionen hatte man im Vorfeld Preisgarantien in einem Wertvolumen von stolzen 122 Millionen Dollar abgegeben, die nunmehr mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von 223,81 Millionen ausmachen. Die offizielle Verkaufsquote liegt bei etwas mehr als 64 Prozent. Zum Vergleich: Im November 2007 hatte man 73,7 Prozent für 269,74 Millionen Dollar abgesetzt. Die aktuelle Liste der zehn höchsten Zuschläge sieht auf den ersten Blick ganz gut aus: Die Grandnation der Käufer kommt aus Europa und den Topzuschlag des Abends erteilte man (erwartungsgemäß) für Kasimir Malewitschs „Suprematist Composition“ (60 Mio Dollar). Nur, dass sowohl die Einbringer der russischen Ikone der Moderne, als auch jene des zweitplatzierten Edvard Munch („Vampire“, 38,16 Mio Dollar) sowie des drittplatzierten Edgar Degas („Danseuse au repos“, 37 Mio Dollar) den Garantietrumpf ziehen (können). Anders ausgedrückt, scheint Sotheby’s zumindest mit Malevich und Degas nun vorübergehend auf zwei prominenten Kunstwerken zu sitzen, der Munch wechselte in eine amerikanische Privatsammlung. Der Präsidentschaftswahl wegen pausieren die Auktionshäuser am 4. November, am 5. November übernimmt Christie’s das Ruder. Auch unter den 85 im Rockefeller Center zur Verteilung gelangenden Positionen gibt es derer sechs Garantierte, die zumindest 64,5 wenn nicht 88,5 Millionen Dollar bringen müssen. Darunter auch das Titellos, Wasilly Kandinskys „Studie zu Improvisation 3“ (15-20 Mio Dollar). Nicht in diese Kategorie fällt Pablo Picassos Auktionsdebütant „Deux personnages (Marie-Therese et sa soeur lisant)“, datiert 10. April 1934, für das die Experten zwischen 18 und 25 Millionen Dollar erwarten, sowie Egon Schieles „Sitzende in Unterwäsche“ (0,7-1 Mio Dollar).
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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