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Peter Rigaud - Wien, stille Tage im Klischee: Klischee für Fortgeschrittene

Der Berufsfotograf Peter Rigaud zeigt in seiner aktuellen Ausstellung wunderbare Klischee-Bilder von Wien. Diese sind aber weder gestellt noch digital nachbeareitet sondern allesamt sogenannte „Schnappschüsse“. Dass hier dennoch das Stereotype Wien wie es leibt und lebt zu sehen ist, liegt einerseits an der Auswahl der Bilder – von Lippizanern bis Kaffeehaus ist alles da – andererseits aber sehr wohl auch daran, dass Wien wenn man es gut kennt eben das Abbild dieser Projektionen ist. Hier sieht man nicht die Vorstellung, die sich Nicht-WienerInnen von Wien machen, sondern das Wien-Bild der WienerInnen selbst, oder zumindest das, was sie dafür halten. Hier wird gezeigt was anscheinend anders oder eben ganz speziell nur hier zu haben ist – Klischee für Fortgeschrittene. Besonders sichtbar wird die Spannung zwischen Realität und Artifizialität der dargestellten Klischees in einem Foto, welches einen der berühmten Lippizaner im „Pferdesolarium“ zeigt: in rosafarbenes Licht getaucht tankt das Pferd vielleicht Wärme und Sonne für den kalten Wiener Winter. Gebrochen wird das Bild kitschigen Luxus‘ jedoch durch das zentral prangende Firmenschild. Ein anderes Bild zeigt einen älteren Mann beim Schlafen im Kaffeehaus, mit einer Zeitung neben sich auf dem Tisch. Das Bild ist völlig zeitlos, lediglich die Mode verrät die Zugehörigkeit zu unserer Zeit, das Motiv an sich ist bereits aus der Kunst der Jahrhundertwende bekannt. Seit dieser Zeit ist auch das Klischee der Wiener Kaffeehauskultur ungebrochen. Wichtig bei solchen Klischeebildern ist es, sie mit einer gewissen Distanz und mit Humor zu betrachten, dann sind sie mitunter sogar sehr aufschlussreich. Ebenso verhält es sich mit den meisten der in dieser Schau gezeigten Fotos. Viele der Szenen und Impressionen meint man bereits selbst im Alltag erlebt zu haben. Mit einem guten Blick für das Wesentliche und viel Sympathie für das Gezeigte schafft es Peter Rigaud konventionelle Fotos auf höchstem Niveau zu machen und sich dennoch nicht in ausgetretenen Pfaden zu bewegen. Dass die hier gezeigten Arbeiten einen dokumentarischen Grundton haben und gar nicht erst als Kunst daherkommen wollen, tut dem ästhetischen Vergnügen und der teils sehr gekonnten Komposition des Gezeigten keinen Abbruch, ganz im Gegenteil!
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Peter Rigaud - Wien, stille Tage im Klischee
07.11 - 13.12.2008

Artbits Galerie
1070 Wien, Lindengasse 28
Tel: +43-1-526 76 23, Fax: +43-1-522 72 92
Email: info@artbits.at
http://www.artbits.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14-19, Sa 11-15 h


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