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Biennale des Antiquaires: Opulent ist nur die Kunst

So ganz ohne den Superlativ will und kann auch die Pariser Biennale des Antiquaires nicht das Auslangen finden. Im Vorfeld der traditionellen und seit 2006 wieder im Grand Palais untergebrachten Messe (davor im Carrousel du Louvre) versprach der Veranstalter vor allem in der Ausstattung eine beispiellose Opulenz. Wollte man von Problemen ablenken? Denn die als gewaltig angekündigten „Gartenanlagen“, die bei ihrer Präsentation im Frühjahr noch einen echten "Wow"-Effekt versprachen, entpuppten sich bei nähere Betrachtung als – im wahrsten Sinn des Wortes – dekorative Randerscheinung: An den Seitenwänden verbarg man die unteren Streben der anlässlich der Weltausstellung 1900 erbauten Stahlkonstruktion hinter thematischen Fototapeten, davor pflanzte man dann die entsprechenden Pflanzengattungen und zwischen den als Gebäudekomplexe arrangierten Kojen legte man Graslappen. Fluktuation internationaler Aussteller Wie dem auch sei, der Kunst in all ihren Fassetten gilt das Hauptaugenmerk, verteilt auf 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, und damit in gleichem Umfang zu 2006er Auflage. Nicht so die Anzahl der Aussteller, und hier scheint die Fluktuation eine nicht ganz unproblematische zu sein: 2004 zählte man noch 107 Teilnehmer, 2006 waren es 111 und aktuell sind es nur 94. Die fehlenden 17 sind allerdings von Relevanz: Zum einen weil es ausgerechnet die Fraktion der Internationalen trifft, die von 45 auf nunmehr 28 rutschte, und zum anderen, weil es renommierte Namen sind, darunter Daniel Katz (London), Georg Laue und Sascha Mehringer (München), Julius Boehler, Blumka (New York), Didier Aaron (London) oder Heribert Tenschert (Bibermühle/Deutschland). Auch der 2006er Debütant Roman Herzig kam mit seiner Galerie St. Lucas nicht nochmals an die Seine. Mit ein Grund könnten die extrem hohen Standmieten sein, bei 1000 Euro pro Quadratmeter – zum Vergleich, in Österreich liegt dieser Wert wie auch in Maastricht bei rund 300 Euro – exklusive Standaufbau, Logistik und anderen Nebenkosten muss an den zwölfstündigen Öffnungstagen erst ein deckender Umsatz eingespielt werden. Gute Verkäufe zum Auftakt Seit 11. September empfängt die Biennale nun die Öffentlichkeit. Davor, vor allem beim traditionellen Gala Dinner und bei der offiziellen Vernissage, wechselte bereits eine stattliche Anzahl an Kunstwerken den Besitzer. Etwa beim Antikenspezialist Phönix (Genf / New York), zwei Drittel des Angebotes sei verkauft, zumindest gerüchteweise, auch Wilfried Seipel hinterließ seine Visitenkarte. Richard Green (London) kann im Sammeln roter Punkte eine zufriedene Bilanz ziehen, ein Alfred Sisley galt nach der Vernissage reserviert, ein Claude Monet und ein Kees van Dongen als verkauft. Zufriedenheit herrscht auch bei Wolfgang Bauer, mit seiner Bel Etage (Wien) nimmt er zum zweiten Mal an der Biennale teil. Beim einzigen Teilnehmer aus Österreich wechselten am Vernissageabend zwei Tische von Adolf Loos und ein Hoffmann Fauteuil den Besitzer, für einige Lötz-Vasen und den ungewöhnlichen mehr als zwei Meter hohen Prunkleuchter von Josef Hoffmann (180.000 Euro) wurde noch gefeilscht. Der Kunstkammerschrank von Melchior Baumgartner – ein noch aufwändigeres Pendant ist im Besitz des Liechtenstein Museums (Wien) – gilt bei Galerie Gismondi als reserviert, konkret für das Historische Museum Berlin. Dieses stöberte auch sehr interessiert in der Auswahl des Antiquariats Jörn Günther. Der Hamburger Spezialist hält etwa ein 1609 datiertes 233-seitiges, teilweise koloriertes Werk zur „Büchsenmeysterey“ bereit, für die ehemals der Liechtenstein’schen Bibliothek zugehörige Rarität beginnen die Verhandlungen hier bei 860.000 Euro. Andere Preis-Dimensionen herrschen bei L&M Arts (New York) – als einziger Anbieter zeitgenössischer Kunst in dieser Qualitätsklasse konkurrenzlos – bietet man eine kleine 1958 ausgeführte Skulptur von Yves Klein für 1,5 Millionen Euro. Die Hauptattraktion, ein herrlicher Rothko „Orange Red Yellow“ aus dem Jahr 1956, soll 40 wenn nicht 50 Millionen Dollar bringen.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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Biennale des Antiquaires
11 - 21.09.2008

Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
https://www.biennale-paris.com/
Öffnungszeiten: täglich 11-21 h


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