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Was war zuerst? Der Hammer oder das Ei - Osterchronik 2002

Im Wiener Dorotheum war am Abend des 22. März 2002 verfrüht der Osterhase unterwegs. 61 von internationalen und lokalen Prominenten gestaltete Ostereier sollten im Rahmen einer Charity-Auktion zu Gunsten des Life Ball 2002 neue Nester finden. Denn, Bräuche halten das Jahr zusammen, wie im Standard in der Vorosterwoche zu lesen war. Und dass sich die allösterliche Suchbewegung - das Eierverstecken samt anschließendem möglichst fröhlichem Wiederfinden - ungebrochener Popularität erfreut. Nur neun Prozent aller Österreicher würden, so ergab eine Telefonbefragung des Marktforschungsinstitut Market im Jahr 2000, würden darauf verzichten. Womit sich 91 Prozent also im Vorfeld um zu versteckende Objekte kümmern müssen, auch wenn die der artifiziellen Welt das so jetzt nicht wirklich verdient haben. Mainstream herrsche jedenfalls bei der Wahl des Verstecks: 44 Prozent plädieren für den "Garten", elf Prozent bevorzugen hier einen Platz "hinter oder unter dem Baum". Sechs Prozent nannten "Haus oder Wohnung", nur je ein Prozent wurde dabei konkreter: Der rechte Ort für die bemalten Eier als - abstrakt betrachtet - Symbole des Lebens und der Wiedergeburt seien "Waschmaschine, Klo oder Schuhe". Die im Dorotheum versteigerten Kunstwerke eigneten sich hierfür wohl kaum. Neben engagiertem Willen strotzten die Kreationen nur so von Fantasie: hier lugte Spitzenstoff, dort glitzerten Steine oder suhlten sich Gummibären. Einige der Künstler waren an diesem Abend persönlich anwesend, um ihre Straußen-, Nandu-, Gänse- und Hühner-Werke zu präsentieren, das Publikum zu Höchstboten zu motivieren und sie den stolzen Besitzern ins Osternest zu legen. Auch in der Käuferklientel war das eine oder andere prominente Gesicht zu erkennen, etwa Almdudler-König Thomas Klein, der sich die Oeuvres von Karl Lagerfeld (3.000 Euro) und Christian Lacroix (1.000 Euro) sicherte. Zum Star des Abends avancierte Initiator Gary Keszler, der für seine "Hommage à Marie Antoinette" - ein Straußenei in versilberter Schmuckfassung, besetzt mit zahlreichen geschliffenen Schmucksteinen von Swarovski in kristall und rubinrot - einem anonymen Sammler 15.000 Euro entlockte. Nach Ansteigerungen im Internet - OneTwoSold verzeichnete 1.938 Vorgebote - und heftigen Bietgefechten im Saal verkündeten gegen halb elf Uhr nachts Auktionator Andreas Wedenig und Co-Moderator Dieter Chmelar ein Gesamtergebnis von 44.510 Euro. Die gesamten Einnahmen fließen ohne Abzüge in den Verein Aids Life, dessen Gelder österreichischen Aidshilfsorganisationen zugute kommen.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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