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Dienstag / 9. September 2008 / 20.00 Uhr Ausstellungseröffnung Günter Brus. Mitternachtsröte Anlässlich des 70. Geburtstages von Günter Brus gibt das MAK mit der Ausstellung „GÜNTER BRUS. Mitternachtsröte“ anhand von mehr als 300 Einzelarbeiten aus den späten 1970er und frühen 1980er Jahren einen Einblick in das zeichnerische Œuvre eines der bedeutendsten österreichischen Künstler der Gegenwart. Radikalität, Dramatik, Exzessivität und Kompromisslosigkeit prägen seit jeher das Werk des Künstlers, sowohl seine Aktionen als auch seine grafischen Arbeiten. Als Synthese von Dichtung und Malerei markieren die Bild- Dichtungen eine eigenständige Phase in Brus’ Schaffen. Der Bezug von zwei unterschiedlichen Medien – Text und Bild, verschmolzen zu einem selbstständigen Medium, der Bild-Dichtung – findet sich im Werk so bekannter Künstler wie Paul McCarthy und Raymond Pettibon wieder, die sich an Günter Brus’ Arbeiten orientierten. Der Spannungsbogen zwischen Figur und Sprache ist das Herzstück in Günter Brus’ Zeichenkunst. Sätze, Erzählungen, Dichtungen verleihen den teils naturalistisch teils expressionistisch geprägten Grafiken einen eindeutigen Sinn. Wie Verletzungen, Wunden, (Alp-)Traumbilder wirken die exzentrischen Text-Bild-Kompositionen; sie fordern emotionale Stellungnahme und fesseln auf obsessive, intensive, voyeuristische Weise. Günter Brus zitiert in den gezeigten Arbeiten gleichzeitig die Kunstgeschichte, voll romantischer Poesie, provokativer Selbstdarstellung oder in Form des inneren Monologs, er verstört den Betrachter und regt ihn zur Reflexion über das historische Vademekum mit (den Hauptdarstellern) Caspar David Friedrich, William Blake, Carl Spitzweg, Egon Schiele, Alfred Kubin, Oskar Kokoschka an. Seine Bild-Dichtungen sind als malerische Lesestücke zu verstehen, als kongeniale Verquickung von bildender Kunst und Literatur oder „Verschwisterung von Sicht- und Denkweisen“, wie es Brus formuliert. Er ist ironisch und sprengt formalästhetische Gesetze durch eine atemberaubende Farbpalette. Günter Brus’ Vielfältigkeit in seinem künstlerischen Schaffen als Aktionist, Buchillustrator, Bilddichter, Bild-Sprach-Künstler, Zeichner und Maler macht ihn zu einem der wichtigsten Protagonisten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Das MAK, selbst ein Ort der programmatischen Verschmelzung von Tradition und Experiment, ein Ort des unablässigen Reflexionsprozesses und viel beachtete Plattform von Cross-over, bildet so für Brus’ Werke eine ideale Projektionsfläche. Günter Brus, geboren in Ardning, Steiermark, absolvierte die Kunstgewerbeschule in Graz und ging 1956 nach Wien, um Malerei zu studieren. Beeindruckt vom deutschen Expressionismus der Jahrhundertwende und vom abstrakten Expressionismus, begann er im Herbst 1960 radikal gestisch, das Bildformat sprengend zu malen. Gemeinsam mit Weggefährten wie Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler begründete Brus Mitte der 1960er Jahre den Wiener Aktionismus (1964– 1970), der 1968 in der Aktion „Kunst und Revolution“ auf der Wiener Universität seinen provokanten Höhepunkt erreichte. Als „Fäkalkünstler und Staatsfeind“ verurteilt, floh Brus nach zwei Monaten Untersuchungshaft ins Exil nach Berlin. Ab 1970 entwickelte er eine weitere Kunstform, Literatur und bildende Kunst kombinierend, die sein aktionistisches Werk, das stets von Zeichnungen und Malereien begleitet war, ablöste. Es entstanden jene Bild- Dichtungen, beginnend mit der Mappe Irrwisch, die einen neuen Abschnitt im Schaffen des Künstlers einleiteten. Für sein Lebenswerk erhielt Günter Brus 1996 den Großen Österreichischen Staatspreis. Die ab 10. September im MAK laufende umfassende Werkschau findet in Kooperation mit der Galerie Heike Curtze statt. Zur Ausstellung erscheint der Katalog „GÜNTER BRUS. Mitternachtsröte“, herausgegeben von Peter Noever, mit Beiträgen von Achille Bonito Oliva, Lóránd Hegyi, Olivier Kaeppelin, 323 Seiten, französisch/englisch/deutsch, MAK Wien 2008, EUR 29,– MAK-Kunstblättersaal, Stubenring 5, Wien 1, Eintritt € 7,90 / ermäßigt € 5,50 www.mak.at
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