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Zwischenbilanz heimischer Auktionen: heiter bis bewölkt

Das Dorotheum blieb unter dem 2007er Niveau, Kinsky und Hassfurther konnten sich steigern Im Vergleich zur Auktionsbilanz in unmittelbarer Nachbarschaft ist Österreich wohl unter die Kleintierzüchter gegangen. Das zeigt die Bilanz zum Halbjahr und ein besonders deutliches Beispiel, nämlich die von Villa Grisebach Ende Mai abgehaltene Auktion. Auf brutto 15,5 Millionen Euro belief sich allein das Ergebnis nach einer einzelnen Abendsitzung, die nicht weniger als vier Spitzenresultate lieferte, die auch die deutsche Top-Ten-Liste anführen: Zum Vergleich, das Dorotheum klopfte in den ersten beiden Auktionswochen im April und Ende Mai 17,36 Millionen zusammen, „im Kinsky“ verbesserte seine Halbjahresbilanz im Vergleich zu 2007 um 11,5 Prozent auf 12,45 Millionen Euro. Auch der direkte Vergleich anhand der zehn höchsten Zuschlägen von Jänner bis Juli 2008 spiegelt eine ähnliche Situation: In Österreich schaffte es nur ein Werk über die Nettomillionengrenze (Ferdinand Georg Waldmüller, „Der Guckkastenmann“, 1,05 Mio, im Kinsky), in Deutschland derer immerhin zwei (August Macke, „Kinder am Hafen“, 1,8 Mio; Camille Pissarro, „Match de Cricket“, 1.3 Mio – beide Villa Grisebach). Und während sich das Wertvolumen der Alpen-Top-Ten auf gerade mal vier Millionen beläuft, lag dieser Wert in Deutschland bei 6,98 Millionen Euro. Dabei hätte es hierzulande noch schlimmer laufen können, wäre da nicht Wolfdietrich Hassfurther, der das Teilnehmerfeld aufzumischen verstand und sich drei Platzierungen sicherte (Oskar Kokoschka, „Amokläufer“, 630.000 Euro; Angelika Kauffmann, „Telemach & Mentor“, 480.000 Euro; Alfons Walde, „Bergweiler“, 250.000 Euro). Jahr eins nach dem Jubel Die Gemeinsamkeiten der beiden Länder? In beiden lief es insgesamt nicht so glänzend wie im Vergleichszeitraum 2007. Das Dorotheum – Umsätze werden zum Halbjahr nicht veröffentlicht – gab sich positiv und übte sich in einer Aussendung in Zweckoptimismus: Die Halbjahresbilanz sei „erfolgreich“, die Verkaufserfolge im April und Mai „hervorragend“. Gemessen am höchsten Einzelzuschlag sind derlei Lorbeeren ebenso wenig nachvollziehbar wie anhand der Einspielergebnisse der beiden Auktionswochen. 2007 führte Guido Cagnaccis „Lucrezia“ mit 1,4 Millionen Euro die Liste der zehn höchsten Zuschläge in Österreich; 2008 vermeldet man nun mit 398.000 Euro (Girolamo Macchietti, „Madonna mit Kind“) das beste Meistbot, in der Liste gerade mal Platz drei. Im Vorjahr hatten die beiden Auktionsreigen netto 19,14 Millionen Euro gebracht, aktuell lässt sich dieser Wert mit 13,73 Millionen beziffern und entspricht einem Minus von fast 30 Prozent. Die Ursache dürfte inhaltlicher Natur sein, wohl brachte man klingende Namen konnte aber bei der Qualität nicht immer überzeugen. Ob dem Jubeljahr der Katzenjammer folgt, wird die Herbstrunde zeigen: 2007 feierte das Dorotheum sein 300-jähriges Bestehen und einen Rekordumsatz von brutto 123 Millionen Euro – allenfalls sollte man heuer nicht unter das 2006er-Niveau rutschen, damals notierte man am Ende der Auktionssaison 89 Millionen. Gute Auswanderungsquote Zu den Gewinnern dürfen sich Wolfdietrich Hassfurther und das Team „im Kinsky“ zählen. Hier konnte die Performance aus drei Auktionsserien verbessert werden-. Die beste Steigerung verbuchte man mit 71 Prozent für Bilder des 19. Jahrhunderts (2,15 Mio Euro), gefolgt von 60 Prozent in der Sektion Klassische Moderne (4,75 Mio Euro) sowie Zeitgenössische Kunst um 22 Prozent (3,62 Mio Euro). Die Sparten Antiquitäten (minus 51 Prozent) und Jugendstil (minus 45 Prozent) konnten ihr Vorjahresniveau nicht halten. Besonders erfreulich ist die gesteigerte Nachfrage aus dem Ausland, so wanderte laut Otto Hans Ressler allein im Rahmen der 68. Kunstauktion (15./16. April) fast jede Arbeit von Arnulf Rainer und Herman Nitsch über die heimischen Grenzen hinaus.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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