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Arcimboldo: Das richtige Maß

Eine gute Nachricht gleich vorweg. Die Ausstellung über den mailändischen Spätrenaissancekünstler Giuseppe Arcimboldo (1526-1593) im Wiener Kunsthistorischen Museum wird bis 29. Juni 2008 verlängert. Und noch eine gute Nachricht. Hier herrscht das „gerüttelt Maß“ vor. Nicht zu viel und nicht zu wenig an Werken des Meisters selbst, nicht zu viel und nicht zu wenig von anderen, die ihn als Künstler in seiner Zeit „verankern“ und schließlich nicht zu viel und nicht zu wenig an gut formulierten und informativen begleitenden Worten. Überraschend die Neuaufteilung des Saales für Sonderausstellungen, die sich nicht nur optisch als Gewinn entpuppt. Drei Bereiche mit einem zentralen achteckigen Raum für die „Hauptwerke“. Exquisit die unterschiedlichen Farben an den Wänden, die die verschiedenen Themen markieren. Sie werden der Sinnlichkeit des Arcimboldo-Oeuvres gerecht ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Nicht achtlos sollte an der Vitrine in der Eingangshalle vorbeigegangen werden. Dort befindet sich eine „Hommage an Arcimboldo“ des Pariser Gegenwartkünstlers Bernard Pras. Hinter Glas eine Anhäufung von eher kleinen Gegenständen bunt durch- und hintereinander. Früchte, Spielsoldaten, Frösche, alles aus Plastik, eine kleine Strohmatte, ein Besenteil, eine Hand, die ihn hält. Was soll das für einen Sinn ergeben? An einer Vitrinenseite ist eine Linse angebracht, die die Gegenstände optisch sammelt und so zu einem Bild zusammenbringt, das aussieht wie eines jener Kompositköpfe, die Arcimboldo im 20. Jahrhundert zum Star und Vorbild vieler Künstler gemacht haben. „Der Sommer“. Oder doch nicht? Arcimboldos Kopf ist im Profil dargestellt, dieses nicht. Vielleicht ging der Mailänder mit der gleichen Methode vor – aus vielen Einzelteilen ein Ganzes so zusammensetzen, dass es eine Komposition ergibt, die zwar was Anderes darstellt, das aber mit den Einzelteilen in Zusammenhang steht. Der Rundgang beginnt in der Heimatstadt Mailand. Das „Ambiente“ in das er hineingeboren wurde: Künstler in der Nachfolge Leonardo da Vincis. Dann erste Arbeiten. 1563 kam er an den Wiener Hof. Was ausschlaggebend war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Ebenso, ob die traditionellen Habsburger-Porträts an den blaugetünchten Wänden tatsächlich von ihm sind. Zeitgleich zu datieren sind die „Jahreszeiten“ und die „Elemente“. Diese Zyklen dienten der Pro-Habsburg-Propaganda, so wie die Feste, die er reich ausstattete und inszenierte – Turniere, Hochzeiten usw. - und deren Dokumentation großteils verloren ging. Immerhin wir schreiben hier die Zeit vor TV und Werbeplakat und stehen doch vor einem, der mit der Propagandamaschinerie umzugehen verstand, auch für sich selbst, wie wir am Schluss erfahren.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Arcimboldo
12.02 - 29.06.2008

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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