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Art Brussels 2008: Schweine selber tätowieren

Wim Delvoye, überall. Schon am Eingang der Art Brussels erwartet den Besucher ein Shop mit Memorabilien des belgischen Superstars. So gar ein kleines Set mit der Puppe des Künstlers und dem nötigen Zubehör zum Nachspielen seiner Schweinetätowierungen und anderer Ferkeleien gibt es, zum Preis von 249 Euro. Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, Brüssel sei eine Regionalmesse. Von den rund 180 Ausstellern stammt weniger als ein Viertel aus der Heimat. Die Gruppe französischer Galerien ist nur unwesentlich kleiner. Eine weitere starke Fraktion stellt Deutschland, pikanterweise viele davon aus dem Rheinland, wo sich zeitgleich die Art Cologne um eine Wiedererstarkung bemüht. Das dürfte auf diesem Termin allerdings nicht leicht sein, denn im Bereich der Zeitgenössischen Kunst gibt die Art Brussels den Ton an. Das lässt sich an der Teilnahme prominenter internationaler Galerien ablesen: Leo Koenig aus New York ist dabei, Jacob Karpio aus Costa Rica, Jiri Svestka aus Prag, André Buchmann und Guy Bärtschi aus der Schweiz ebenso. Auf der Vernissage wurde sogar Lisson Gallery-Direktor Neil Wenman gesichtet, der nach eigenen Angaben das Terrain für eine eventuelle Teilnahme im nächsten Jahr sichtet. Welchen Stellenwert man der nach eigener Rechnung zweitältesten Kunstmesse der Welt zugesteht, ist am Verhalten der Teilnehmer beider Veranstaltungen abzulesen. Figge von Rosen aus Köln etwa begnügen sich in Köln mit einer bescheidenen Präsenz auf dem Open Space, in Brüssel bestreiten sie neben dem regulären Stand eine Solo-Show mit Arbeiten von Koen van den Broek, die am ersten Abend mit dem Preis für die beste Einzelpräsentation ausgezeichnet. Da waren die Gemälde mit stolzen Preisen von 32.000 bis 48.000 Euro allerdings bereits ausverkauft. Verkauft wurde überhaupt gut am Eröffnungsabend, obwohl viele der einheimischen Kunden sich häufig bis zum Montag Zeit lassen, um ihre Kaufentscheidung zu fällen. Die zahlreichen ausländischen Sammler sind oft spontaner. Die Düsseldorfer Conrads hat schon mit Schweden Geschäfte gemacht, Alice aus Brüssel verweist auf spanische und schweizerisch Kunden für ihre Street Art. Andere Kollegen vermelden slowenische und russische Käufer. Jiri Svestka aus Prag oder Andreas Grimm aus München konnten zur Vernissage zwar noch keine Schecks einsammeln, geben sich aber ebenso gelassen wie Erstteilnehmerin Marion Scharmann aus Köln, die meint: „Auf anderen Auslandsmessen habe ich das Gefühl, dass man ein bisschen ignoriert wird. Das ist hier nicht so.“ Mit ihrem installativen Programm fühlt sie sich hier gut aufgehoben, denn Sperriges hat viele Freunde im Schatten des Atomiums. So kann Sabine Dorscheid von der Luxemburger Galerie Nosbaum & Reding bereits den Verkauf der Installation „Amerikkka“ von Damien Deroubaix für einen Preis von knapp 10.000 Euro an einen französischen Sammler vermelden. Dabei sind die Rahmenbedingungen in den konservativ zugeschnittenen Hallen recht gediegen: weder Hype noch Katerstimmung, sondern gutgelaunt und entspannt, und das zumeist auf hohem Niveau.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels 2008
18 - 21.04.2008

Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de Belgique, 1, Halls 5 & 6
Tel: 0032-2-402-36-66
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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