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Art Dubai 2008: Heiß, exotisch und vor allem bunt

25 Grad 15 Minuten Nord, 55 Grad 17 Minuten Ost, hier befindet sich nicht nur der Welt größte Baustelle, sondern derzeit auch einer der heißestes Spots der Kunstszene. Den Sprung vom Wüstenstaat zur Megacity hat sich Dubai zum Ziel gesetzt. Grenzen sind etwas für andere, hier werden - wo das Festland zur Neige geht - einfach künstliche Inseln aufgeschüttet. Höher, schneller, weiter, das ist in diesem Emirat Philosophie. Vom künftigen Kunstmekka Abu Dhabi, das nicht nur mit Unterstützung des Louvre erblühen wird, liegt man gerade mal eine zweistündige Autofahrt entfernt. Auch deshalb gilt es flott einen entsprechenden Handelsplatz aus der Wüste zu stampfen. 2005 war insofern ein Schlüsseljahr: Damals begann der Kunstmarkt seine Fühler auszustrecken, eröffnete mit Christie’s das erste internationale Auktionshaus eine Repräsentanz, ein knappes Jahr später fand die erste Versteigerung statt, seit damals setzte man stolze 61,4 Millionen Dollar um, davon 53 Millionen allein 2007. Vergangenes Jahr brachte Dubai einen weiteren Meilenstein hinter sich: mit gleich zwei Messedebüts, mit der Gulf Art Fair - in ihrer aktuellen Auflage heißt sie Art Dubai (19-22. März) - und mit der Creek Art Fair (15.-31. März) auch gleich ein Satellitenevent. Die eine findet aktuell im Madinat Jumeirah statt, die andere ist im historischen Stadtkern und dort an 20 Ausstellungsorten verteilt. Zwölf Monate später ist aber vor allem das Teilnehmerfeld der Art Dubai gewachsen, ja hat sich insgesamt beinahe verdoppelt. Alpenquartett Auch aus österreichischer Sicht: Bei der Gulf Art Fair Premiere waren Ursula Krinzinger und Mario Mauroner vertreten, aktuell gesellten sich Christine König und Gabriele Senn hinzu. Mann muss es versucht haben, denn irgendwann wird es sich lohnen, lautet die allgemeine Devise. Ja, im vergangenen Jahr hätte sie schon Geschäfte gemacht, so Krinzinger, beispielsweise eine Arbeit Erwin Wurms nach Japan weiter gereicht. Im Gegenzug sind derlei Ausflüge aber auch mit Kosten verbunden, 600 Dollar pro Quadratmeter und die anderen Nebenkosten müssen erst mal eingespielt werden. Im aktuellen Angebot stehen neuere Arbeiten des Iraners Nader Ahriman, mit Ann-Kristin Hamm eine Schülerin Albert Oehlens, Jonathan Meese ebenso selbstredend wie Eva Schlegel, Wurm oder Hans Op de Beeck. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hatte Krinzinger vergangenes Jahr keine schlechten Erfahrungen gemacht. Bei anderen herrschte Bazarstimmung, ja verlangten die unversierten Interessenten Rabatte von bis zu 40 Prozent. Zugesagte Besitzerwechsel wurden um Monate verzögert oder der Geldfluss fand einfach nie statt, raunten sich die Aussteller während der aktuellen Preview zu. Wenn der Dollar blinkt Lobende Worte für die Organisatoren fand nicht nur Michael Schultz (Berlin, Seoul, Beijing), ihn trieb heuer die Neugierde hierher und innert zwei Stunden hatten hier bereits eine Arbeit der koreanischen Künstlerin Seo (60.000 Euro) sowie Maik Wolfs (19.000 Euro) den Besitzer gewechselt, für ein Sigmar Polke Werk aus den 80er Jahren (260.000 Euro) durfte er schon eine Reservierung notieren. Das Besondere an dieser Messe ist mit Sicherheit der über Galerien aus 30 Nationen, darunter auch aus Indien, Korea, Thailand, Mexiko, Brasilien oder dem Libanon vertretene Fassettenreichtum. Diese Kunst kann - aus europäischer Sicht mangels Hintergrundwissen zu den jeweiligen Kulturen - ganz ursprünglich bewundert werden, sie ist deshalb nicht immer verständlich, manchmal exotisch und oftmals sehr bunt. Und, wo wenn nicht hier regiert das Geld, Mario Sequeira aus Portugal weiß damit zu kokettieren, wild blinkt die Dollar-Zeichen-Installation von Tim Noble & Sue Webster vor sich hin (550.000 Dollar). Dennoch ist das Preisgefüge zumindest bei manchen Galerien noch sehr moderat. Das dürfte auch die wachsenden Schar an hier angesiedelten Europäern freuen, denn damit lässt sich der Dubai’sche Zweitwohnsitz gut schmücken: Gallery Espace aus New Dehli zeigt etwa Arbeiten des Inders Atul Bhalla, sie sind schon ab 11.500 Dollar zu haben. Einen interessanten und qualitätsvollen Mix bringt "The Third Line", eine lokale, 2005 gegründete Galerie, die selbstredend Platzhirsch-Status genießt: Hier findet man Arbeiten des erst seit zwei Wochen vertretenen Palästinensers Tarek Al Ghoussein (ab 20.000 Dollar) oder auch des Ägypters Youssef Nabil. Letzterem hatte die Galerie im Jahr ihrer Gründung 2005 eine eigene kleine Personale gewidmet, aktuell sind seine Selbstportraits mit 3000 bis 10.000 Dollar veranschlagt. Für einen Künstler kann man zum Zeitpunkt der Preview allerdings keinen Preis nennen, denn die vor Wochen ausgearbeitete Preisliste bedarf dringender Aktualisierung: Farhad Moshiris „The White Night“ oder „The Love Letter“, inklusive des Vorhangs aus Swarovski-Kristallen, wurden während der Preview eingehend bewundert, aber seit 7. März spielt der Iranische Künstler schlicht in einer neuen Liga. Bonhams hatte an diesem Tag bei seiner ersten Auktion in Dubai einen Weltrekord eingespielt, als Moshiris „Eshgh (Love)“ entgegen den taxierten 150.000-200.000 Dollar satte 1,04 Millionen einspielte, womit er zum teuersten iranischen Künstler avancierte. Noch bevor die Galerie den Preis offiziell verlautbarte, galt das Werk als verkauft.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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Art Dubai 2008
19 - 22.03.2008

Madinat Arena
Dubai, PO Box 72645
http://www.artdubai.ae/


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